Schwalbe Nobby Nic 2015
Review Overview
Beim Namen Nobby Nic denkt wohl kaum einer an einen potenten Enduro Reifen. Doch genau das hat sich Schwalbe für den komplett neu konstruierten Nobby Nic im Jahr 2015 auf die Fahnen geschrieben. Wenn man den Ingenieuren Glauben schenken mag, soll der neue Nobby Nic nun tatsächlich der Reifen für Alles sein: von Trail über All-Mountain bis Enduro, ein „immer richtig“ Reifen, egal ob trocken oder nass. Das sind mächtige Worte, die es in der Praxis zu beweisen gilt. Eines steht fest, schlechter als der alte Nobby Nic kann er kaum sein. Ob und was der neue Nobby Nic besser macht als der alte, haben wir in freier Wildbahn überprüft.
Alles neu, bis auf den Namen
Dass der neue Nobby Nic Schwalbes neue All-in-One Waffe wird, sieht man schon allein an der Zahl 28. Denn genau so viele Versionen von 26 bis 29 Zoll gibt es von dem Modell. Und dabei kommt schon die Performance Version mit zwei Gummimischungen (Dual Compound) daher. Die EVO Modelle sind wie üblich mit einem Triple Compound ausgestattet. Ich konnte bisher an keiner Stelle etwas dazu finden, ob auch an der Gummimischung weiterentwickelt wurde, denn wenn die alten EVO Modelle für eines nicht bekannt waren, dann für eine überdurchschnittliche Lebenszeit. Schon nach kurzem Fahrspaß sah man sich mit einem arg zerstörten Profil konfrontiert. Hier haben wir besonders hingeschaut.
Neu ist definitiv die Snake-Skin Seitenwand, die den Reifen dank einer neu entwickelten monofilen Polyamidfaser deutlich besser vor Schnitten und Durchschlägen sichern soll, als noch die alte Snake-Skin Seitenwand. Das Ganze bei gerade einmal 40 – 50 g Mehrgewicht pro Reifen. Ab 2015 sind zusätzlich alle EVO Modelle als „Tubeless Easy“ ausgewiesen. Der neue Standard ersetzt sowohl die bisherigen Tubeless Reifen als auch die entsprechenden Tubeless Ready Modelle. Dank des neuen Seitenwandgewebes ist zwar Dichtmilch immer noch von Nöten, die Montage soll aber so einfach gehen wie bei echten Tubeless Reifen. Zumal dies auch problemlos mit entsprechenden Tubeless Sets auf allen üblichen Felgen funktionieren soll.
Doch das Wichtigste ist das vollständig neu gestaltete Profil, welches den Spagat zwischen Trail, All-Mountain bis hin zu Enduro schaffen soll. Gleichzeitig soll sich der Rollwiderstand in Grenzen halten und damit auch der einen oder anderen Klettereinlage Nichts im Wege stehen. Bezüglich seiner Enduro Qualitäten hat der Reifen ja schon für Aufmerksamkeit gesorgt. Kürzlich noch undenkbar, hat er in der Enduro World Series 2014 schon auf dem Siegerpodest gestanden und könnte möglicherweise über kurz oder lang auch dem Hans Dampf gefährlich werden. Wie schon von anderen Reifen bekannt, gibt es auch den Nobby Nic in einer auf Rollwiderstand optimierten PaceStar- und einer auf Grip ausgelegten TrailStar-Mischung.
Wir fuhren für unseren Test den Schwalbe Nobby Nic in folgenden Versionen:
- Vorderrad: Nobby Nic EVO 26×2.35 SnakeSkin TL-Easy Folding TrailStar (673 g)
- Hinterrad: Nobby Nic EVO 26×2.35 SnakeSkin TL-Easy Folding PaceStar (650 g)
Auf in den Wald:
An unserem Testbike, einem Radon Slide 150 Custom Umbau mit 160 / 150 mm Federweg, fuhren wir die Reifen am Vorderrad mit 1,7 bar bzw. 1,9 bar am Hinterrad. Als Teststrecken dienten die Trails in und um Leipzig, ausgedehnte Touren und der eine oder andere Bikeparkbesuch. Dabei gaben wir dem Reifen alles unter die Stollen was man so finden konnte: harten und weichen Waldboden, Wurzeln, Schotterwege und natürlich Asphalt. Die grundlegenden Rolleigenschaften können sich echt sehen lassen. Der leichte Nobby Nic rollt hörbar ab, läuft aber kaum schwerer als mein sonst am Bike montierter Maxxis Ardent. Die ersten Meter auf den typischen Waldschotterwegen waren überraschend, denn der Nobby Nic glänzte mit einer erstaunlichen Traktion! Das war man von seinem Vorgänger wahrlich nicht gewohnt. Gerade wenn es auf den Trails schneller wurde, baute er in Kurven viel Grip auf, verhielt sich sehr gutmütig und war jederzeit berechenbar. Böse Überraschungen blieben also aus, zumal vor allem die Bremstraktion doch deutlich über der Leistung des alten Nobby Nics liegt.
Das neue Profil kann also überzeugen und dank des niedrigen Gewichts lässt sich sogar noch gut an rotierender Masse sparen, was man wiederum an der guten Beschleunigung merkt. Der Reifen harmoniert bezüglich seiner Eigenschaften wirklich erstaunlich gut. Beim Thema Haltbarkeit war ich sehr zurückhaltend, denn mein letzter Schwalbe Reifen – ein Nobby Nic Evo 2013 – hatte sich innerhalb weniger Monate quasi selbst zerstört. Abgerissene Flanken waren da normal. Der Neue macht sich hier deutlich besser und so konnten wir nach unsere Testzeit keinen übermäßigen Verschleiß feststellen.
Praxiseindrücke von Rene Rutenkröger:
Ich hatte die Möglichkeit, den neuen Nobby Nic im direkten Vergleich zu meinem Butcher SX im Enduroeinsatz in Hessen zu fahren. Anfänglich noch etwas skeptisch gegenüber den neuen Schwalbe Pneus, da ich in der Vergangenheit eher schlechte Erfahrung mit Schwalbe hatte und diese so auch nicht fahre, zeigte sich der Nobby Nic von seiner guten Seite. Der Rollwiderstand ist im Vergleich zum Butcher SX, bei recht hohem Reifendruck von 2,5/2,7 bar, etwas höher, was vor allem dem etwas gröber gestaltetem Profil geschuldet ist. Dieses zeigt aber grade bei schlechtem Wetter seine Vorteile. Der Reifen greift gut im weichen und losen Boden und wirkt auch bei Nässe eher unbeeindruckt und verfügt einen klar definierten Grenzbereich.
Fazit:
Egal ob Rollwiderstand, Kurvengrip oder Traktion, in jeder Disziplin wurde der Reifen konsequent überarbeitet – mit Erfolg. Er ist als All Mountain- bzw. Enduroreifen konzipiert und genau da macht er in jeder Lebenslage eine gute Figur. Der 2015er Nobby Nic legte in unserem Test zudem eine deutlich bessere Haltbarkeit als noch sein Vorgänger an den Tag und ist mit unter 700 g einer der leichtesten Reifen für diesen Einsatzzweck.
Unterm Strich ist der Schwalbe Nobby Nic 2015 in keiner Disziplin Platz 1. Er hat nicht den Grip eines Maxxis Highroller II, und rollt auch nicht so leicht wie ein Maxxis Ardent. Das große „Aber“ ist jedoch, das er es schaft immer vorn mitzuspielen, was ihn zu einem echten Allrounder macht.
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