Rock Shox PIKE 160 mm Dual Position Air
Kann der Name „Pike“ wieder überzeugen?
Als die neue Pike von Rock Shox nach Jahren wieder aus der Versenkung geholt wurde, war sie noch immer als eine Art Institution in den Köpfen vieler Biker verankert. Umso größer war das Entsetzen, dass die Neue eben nur noch den Namen mit ihrem Urvater gemein hat. Im Inneren hat der neue Charger Luftdämpfer die Stahlfeder ersetzt. Für einige unvorstellbar, dass daraus etwas Brauchbares werden könnte.
Das Medienfeuerwerk war dementsprechend groß. Immerhin musste hier nicht nur ein Name, sondern auch eine komplett neue Dämpfertechnologie gegen eine nicht zu verachtende Skepsis verkauft werden.
Grund genug mir zu sagen, dass ich unbedingt versuchen musste, ein Testmuster zu bekommen. Und auch wenn es kein Testmuster, sondern ein teuer bezahltes Serienmodell wurde, war ich gespannt was mir die neuen Rock Shox PIKE zu sagen hat.
Die PIKE:
Der Preis ist heiß. Die von mir getestete DPA Version schlägt aktuell im Schnitt mit etwas über 700 € zu Buche. Eine Menge Geld für eine Gabel, gemessen am direkten Konkurrenten FOX 34 aber fast schon ein Schnäppchen. Die Aftermarket Version der Gabel kommt, wie bei Rock Shox üblich, mit Gabelpumpe und Service Kit zu euch. Die Haptik der neuen Schalter für die Druckstufe sowie für die Absenkung ist gut. Die einzelnen Rastpunkte geben ein gutes Feedback.
Unsere in weiß georderte Gabel brachte mit auf 200 mm gekürztem Schaft 1904 g auf die Waage. Im Vergleich dazu wog meine vorher gefahrene FOX 32 Talas CTD Evolution 150 mm mit 195 mm Schaft 1908 g. In meinen Augen ein gutes Ergebnis.
Zu den ganzen technischen Neuheiten wurden ja schon ganze Romane geschrieben, hier würde ich auf die Kollegen von MTB-News.de, bikeradar.com und Co verweisen.
Mein Augenmerk liegt eher auf den reinen Fahreigenschaften.
Das Setup:
Gefahren bin ich die Gabel über den gesamten Testzeitraum mit 140 PSI bei 110 kg Fahrergewicht. Die Zugstufe stellte ich auf 13/6 (offen/geschlossen) Klicks ein, die Low Speed Druckstufe blieb bei mir komplett geöffnet. Wer sich hier das umschalten in den Trailmodus sparen will, kann über die einstellbare Low Speed Druckstufe den offenen Modus zum Allroundmodus feintunen.
Rock’n’Roll:
Das meine vorher gefahrene FOX 32 Talas Evolution nicht der Überflieger ist, das konnte man in der Presse zu genüge lesen. FOX scheint hier echt Probleme zu haben. Im Grunde war ich aber bis auf ein paar negative Eigenschaften, wie das hohe Losbrechmoment doch zufrieden mit der Gabel. Ja wäre jetzt nicht die neue Rock Shox Pike an meinem Rad. Dass der Unterschied so groß ausfällt hat mich ehrlich gesagt dann doch überrascht. Doch eins nach dem anderen.
Da sich bei der DPA Version der Pike die Kennlinie nicht durch zusätzliche Spacer angleichen lässt, war ich schon etwas skeptisch, da man von der Solo Air gelesen hat, dass sie im Auslieferungszustand ohne zusätzliche Spacer beim Bremsen zum abtauchen neigen soll. Aber dank des ganzen DPA Mechanismus ist die Gabel schon von Haus aus etwas progressiver. In meinem Fall hat es trotz des hohen Fahrergewichts super gepasst. Die FOX 32 Talas ist hier deutlich stärker abgesoffen. Was auch sofort auffällt ist das deutlich geringere Losbrechmoment. Auf den Trails überzeugt die PIKE dann mit einem sagenhaften Ansprechverhalten und einer Sensibilität die ich bei FOX vergebens gesucht habe. Zu spüren ist das in jeder Situation, sei es Kopfsteinpflaster oder Wurzelfelder. Dabei arbeitet die Gabel sehr effizient mit ihrem Federweg und bietet immer Bodenkontakt. So nimmt sie grobe Schläge ohne im Federweg „stecken“ zu bleiben und dank einer stärkeren Negativfeder geht es immer hoch im Federweg in die nächste Sektion. Im Ergebnis war auch nach einem Ausflug ins gröbere Gelände bei mir noch eine Reserve von 2-3 cm Federweg. Gröber heißt hier Wurzel- und Steinfelder in Verbindung mit kleineren Drops und Anliegern. Mit Sprungerfahrung kann ich leider nicht dienen. Jedoch kann ich sagen, dass sich das, was ich bisher mit ihr gefahren bin, deutlich sicherer anfüllte, als zuvor. Dies lag wohl auch daran, dass sie am Absprung deutlich weniger zum Abtauchen neigt.
Ferner sagte mir gerade bei meinem Gewicht das Plus an Steifigkeit durch die 35 mm Standrohre besonders zu. Vor allem wenn es mal härter zuging, hatte ich immer das Gefühl beste Kontrolle über meine Fahrtrichtung zu haben.
Bleibt am Ende nur eine Frage die ich mir die ganze Zeit stelle: Irgendwas „schlechtes“ muss man an der Gabel doch finden? Verglichen mit meiner FOX 32 Talas Evolution und einer FOX 32 Float FIT war die Pike in jeder gefahrenen Situation überlegen. Dabei ist diese bei gleichem Gewicht steifer als meine 32er FOX. Das neue MaxleLite System konnte ebenso überzeugen, wie das kinderleichte und gutmütige Setup.
Wer hier etwas mehr spielen will und auf eine Absenkung verzichten kann, der sollte seinen Blick auf die SOLO Air richten. Dank Spacern lässt sich diese noch mehr an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Die Dual Position Air ist dagegen der Allrounder schlechthin. Mit den aktuellen Preisen von 600-700€ je nach Version kann man das Preis-/Leistungsverhältnis auch als ziemlich OK bezeichnen.
Eindrücke von P.Wagner:
Als Downhill Fahrer, der seinen Fahrstil nicht sonderlich verändert wenn er vom Downhill- aufs Endurobike umsteigt, kann ich sagen, dass die Gabel super sensibel Anspricht und man mit ihr auch harte Trails und große Sprünge bewältigen kann. Dies dachte ich vorerst nicht, da Enduro, CC und Trail nah beieinander ist und nicht auf die harte Belastung und den groben Fahrstil von Downhillern ausgelegt ist. Ich bin die Pike schon im alpinen Gebirge gefahren, in sandigen offenen Trails, wurzligen verwinkelten Waldtrails und eben auch bei richtigem Matschwetter. Die Gabel sprach bis jetzt immer sauber an und verzieh mir auch mal gröbere Fehler ohne mich gleich vom Bike zu werfen. Durch das schwarze Design der Standrohre (nach Vorbild der Blackbox) ist sie natürlich obendrein noch ein Hingucker.
Fazit:
Will ich die FOX 32 Talas wieder an meinem Bike haben? Nein Danke!
Es klingt hart aber die neue RockShox PIKE überzeugt im All Mountain und Enduro Bereich auf ganzer Linie. Sie brilliert mit einer feinen Sensibilität und der neue Charger Dämpfer vermag die Gabel immer hoch im Federweg zu halten ohne sich dabei hart anzufühlen. Eher im Gegenteil werden auch kleinste Unebenheiten erfolgreich geplättet. Dazu gesellen sich ein geringes Gewicht von 1904 g für die DPA Version und eine gute Steifigkeit.
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FOX muss sich mal langsam anziehen wenn sie ihre aktuelle Preispolitik weiter durchziehen. Die Konkurrenz macht bessere Gabeln bei günstigeren Preisen. Ich fahre eine FOX Float 32 und war zu Beginn eigentlich begeistert und ein kleiner FOX-Fanboy. Die Gabel läuft auch gut, aber ich hab die gleiche Problematik wie du: Ein ziemlich hohes Losbrechmoment trotz guter Schmierung. Auf das nächste Rad kommt definitiv die PIKE.
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