[Test] Norco Search Carbon Ultegra
Es beginnt die dunkle und kalte Jahreszeit. Was tun, wenn man vor wenigen Wochen noch die Bikeparks und Trails der Republik unsicher machen konnte? Entweder unbeschwert Wind und Wetter trotzen und weiterhin die Boliden mit reichlich Federweg durch die Landen bewegen, oder sich auf die Suche nach einer Alternative machen.
Meine Alternative heißt aktuell: Cyclocross. Ich bin nicht so ambitioniert um direkt in den Wettkampfbetrieb einzusteigen, aber ich suche ein Sportgerät zum Wintertraining sowie einen Begleiter für die täglichen Überlandfahrten zur Arbeit, die ich lieber so oft wie möglich mit dem Rad zurücklegen würde.
Da ich im Sommer notgedrungen meinen alten Crosser verkaufen musste, wird es Zeit sich konkret über mögliche Nachfolger zu informieren. Da kam die Cyclocross-Testwoche bei Fahrrad-Eberhardt in Gotha gerade recht. Und welches Rad beschreibt meine Suche eher als das Norco Search.
Die gewünschten Eckdaten standen bereits zuvor fest: Das Rad sollte leicht sein, über einen 2x11fach Antrieb verfügen, Scheibenbremsen besitzen und die Möglichkeit eröffnen, auch einen Gepäckträger zu installieren (für den Weg zur Arbeit).
Das Norco Search vereint alle von mir gewünschten Attribute, sodass ich die Chance beim Schopfe packte und mir das Rad übers Wochenende genauer anschaute und ausprobierte. Das Rad wird von Norco als „Adventure“-Bike bezeichnet und soll somit für jedes Abenteuer, also für alle Straßen- und Untergrundverhältnisse gerüstet sein.
Mit dem Search carbon Ultegra gab es neben meinen Wünschen natürlich noch ein paar Benefits dazu: DT Swiss R23 Laufradsatz, kompletter Shimano Ultegra Antriebsstrang und sogar hydraulische Scheibenbremsen (BR-RS785) aus dem Hause Shimano. Schon beim Einladen war es eine Freude das Rad in die Luft zu hiefen denn es gab aufgrund des geringen Gewichts (8,85kg an der heimischen Kofferwaage, ohne Pedale) so gut wie keine Gegenwehr. Die ersten Kilometer im Sattel offenbarten mir am kommenden Tag sogleich die weiteren Vor- und Nachteile dieses geringen Gewichts: Zum Einen zeigte das Rad eine wahnsinnige Spritzigkeit und Beschleunigung. Zudem war es sehr wendig und agil. Das war ich von meinem alten Alu-Crosser nicht in diesem Maße gewohnt, dass selbst geringfügige Neigungen des Rades eine derartige Lenkbewegung auslösen. Zum anderen jedoch war es aufgrund des geringen Gewichts schwer den böhigen Winden bei meiner Überlandfahrt zu wiederstehen. Auch bei überholenden Autos merkte ich den Windschatten der Fahrzeuge sehr deutlich und musste mich darauf gut einstellen. Wer Erfahrungen mit leichten Rennrädern oder auch Crossern hat, den dürfte das nicht weiter stören, wer jedoch wie ich überwiegend mit deutlich schwereren Mountainbikes unterwegs ist, sollte sich darauf seelisch und moralisch einstellen. Die Shimano Ultegra Gruppe verrichtete präzise ihr Tagwerk. Ich persönlich würde mir noch etwas mehr Feedback am Schalthebel wünschen. Gerade in der schnellen Beschleunigung hat mir ein merklicher Widerstand am Schalthebel bei schnellen Gangwechseln gefehlt. Ähnliches beobachtete ich bei den hydraulischen Stoppern, in dem Fall meine Premiere am Crosser. Die Bremse packte jederzeit ausreichend kräftig zu, ohne dass ich sie jetzt als Wurfanker bezeichnen würde. Jedoch war der Druckpunkt weicher als beim Konkurrenten, der SRAM Force 1 Bremse, die Norco z.B. am Cyclocrosser Treshold verbaut und die ich auch mal kurz zum Vergleich in der Hand hatte.
Ein weiterer bemerkenswerter Punkt war der Lenker, ein 3T ergonomica. Wie der Name schon sagt liegt hier das Augenmerk auf Ergonomie. Die ovalen (und nicht runden) Auflageflächen für die Hände kamen mir sehr entgegen. Ein großer Unterschied im Vergleich zu den üblicherweise runden Lenkerrohren und wesentlich komfortabler.
Die Clement X’Plor USH 35c Faltreifen waren mir bis dato unbekannt. Er beschleunigte jedoch schnell und zeigte seine Stärken vor allem auf befestigten Waldwegen. Auch auf Asphalt machte der Reifen eine gute Figur, sowohl bei Trockenheit, als auch bei Nässe. Lediglich auf matschigen und ausgewaschenen Feldwegen war buchstäblich Ende Gelände. Eine wahnsinnige Rutscherei, da der Reifen keine richtigen Seitenstollen hat, sondern eher kleine Noppen, die wohl bei Nässe für den nötigen Grip sorgen, allerdings im Schlamm das Rad nicht mehr halten können.
Fazit
Die Suche nach einem Cyclocrosser führte mich am 1. Advent zum Norco Search, ein Carbon- Renner mit Cross-Genen würde ich sagen. Geringes Gewicht, hydraulische Scheibenbremsen, eine präzise Ultegra 2×11 Schaltgruppe und tolle ergonomische Eigenschaften des Lenkers stehen ganz klar auf der Haben-Seite. Ich würde mir von den Shimano-Schalthebeln noch mehr Feedback wünschen, wenn ich die Gänge wechsele. Zudem war der verhältnismäßig weiche Druckpunkt am Bremshebel sehr ungewohnt für mich. Der insgesamt sehr schnelle Reifen, konnte bis auf den matschigen Feldweg alles souverän meistern. Für mehr schlecht-Wetter-Gelände-Einsatz würde ich persönlich über einen anderen Reifen nachdenken. Für meinen Weg zur Arbeit wäre er allerdings optimal. Unterm Strich hat das Search alles was ich vorher gewollt habe. Bleibt die Frage nach dem Anschaffungspreis. Die veranschlagten 3599€ sind für mein Zweit- bzw. Arbeitsrad klar außerhalb des Budgets. Mit den verbauten Komponenten und den Fahreigenschaften hat das Norco Search carbon mit Ultegragruppe die Messlatte natürlich ordentlich hoch gelegt … aber meine Suche geht erstmal weiter.
Submit a Comment