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2 mal 2 macht MT5. Der aktuelle Magura 4-Kolben-Stopper im Test.

2 mal 2 macht MT5. Der aktuelle Magura 4-Kolben-Stopper im Test.

Es gibt Dinge, die schleichen sich ein, ohne dass man es merkt. Als ich mit meiner Freundin zusammen zog, fand ich in der Garage bei ihr ein Hardtail mit einer Magura Louise Bremse, die immer noch herzhaft zubeißen kann. Bei meiner Fully-Neuanschaffung im letzten Jahr war die Magura MT2 mit BAT Technologie verbaut und ich fand auch hier ordentlich Bremspower für mich. Zudem zierte bis vor kurzer Zeit eine gebrauchte Magura MT2 der ersten Generation mein Hardtailprojekt, die allerdings zugegeben schon etwas schwach auf der Brust war. Grund genug um als Magura Wiederholungsbremser mal ein aktuelles Modell mit neuer Technologie unter die Lupe zu nehmen. Wir hatten die Möglichkeit die neue MT5 ans Bike zu schrauben und auf deren Power und Standfestigkeit zu testen.

Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues und etwas Geborgtes.

Was häufig als Hochzeitsbrauch Einzug hält, kann auch bei einer MTB-Bremse eine gelungene Gesamtkomposition ergeben. Zumindest lassen sich die Komponenten der MT5 so interpretieren:

Bei der neuen Generation der MT Serie setzt Magura weiterhin auf das Carbotecture Bremsgriffgehäuse und die entsprechende Lenkerschelle, wodurch das Gewicht gedrückt und zudem ausreichend Festigkeit erzeugt werden soll. Das Gewicht der Vorderbremse mit 238g (ungekürzt) und 354 g mit 180 mm Storm SL Scheibe belegt den Erfolg dieser Herangehensweise. Meine bisherige MT2 mit BAT Einstellmöglichkeiten bringt inkl. Scheibe tatsächlich nur 2g weniger auf die Waage, besitzt allerdings auch gekürzte Leitungen. Wenn es um das Altbewährte geht, müssen auch die magnetischen Kolben im Bremssattel genannt werden, wodurch die Beläge immer festen Kontakt zum Kolben besitzen. Ebenso sind die neuen MT Bremsen mit den bewährten STORM und STORM SL Scheiben fahrbar.

Neu sind, um mal bei kleinen Dingen anzufangen, die Schrauben an der Lenkerschelle, die nun RICHTIGE Schrauben sind. Den neuen Modellen der MT Reihe, MT5 und MT 7, wurden zudem 4 Kolben pro Bremssattel spendiert. Die üblichen Verdächtigen, MT2, MT4, MT6 und MT8 stoppen auch im Jahr 2014 weiterhin mit 2 Kolben pro Bremssattel. Bei der MT5 besitzen die Trägerplatten, auf denen die Beläge für die Kolben sitzen, kleine Widerhaken, die für einen festen Sitz der Beläge im Bremssattel sorgen. Unterstützt wird dieser Haltemechanismus durch die bewährten magnetischen Kolben. Auffällig sind zudem bei allen neuen MT Modellen die überarbeiteten Bremshebelgehäuse. Die ursprünglich eher geradlinigen Ausgleichsbehälter weichen einem voluminöseren kantigeren Gehäuse, in das der Kolben eintaucht. Was in diesem Zusammenhang ebenfalls auffällt ist, dass der Kolben nicht fest mit dem Bremshebel verbunden ist. Eine kleine Nase an der Hebelunterseite, mit der auch die Hebelweite reguliert wird, liegt an der Stelle des Kolbens auf dem Bremshebelgehäuse auf und drückt diesen ins Gehäuse. Somit ist der eigentliche Hebel an nur einer Stelle mit dem Gehäuse verbunden, nämlich an dem Hebelgelenk.

Das Royal Blood Mineralöl, das Blaue in der Hochzeitsgleichung, dient auch 2014 als Bremsmedium für die neuen Magura Stopper.

Im weitesten Sinne geborgt, oder eher adaptiert wurde die Idee aus dem Motorradrennsport, bei 4 Kolben im Bremssattel auch 4 einzelne Beläge zu verwenden. Bei der MT 5 Bremse befinden sich jeweils 2 dieser Beläge auf einer Trägerplatte.

Was bringt die Zusammenstellung?

Das Gewicht der Bremshebel durch die Carbotecture Technologie ist zweifelsfrei ein großer Pluspunkt für alle Gewichtsenthusiasten. Hobbyschraubern sei jedoch gesagt, dass beim Handwerken in der heimischen Werkstatt auf eine präzise Arbeitsweise geachtet werden sollte, da die T25 Carbotecture-Schrauben am Ausgleichsbehälter sehr empfindlich sind.

Der Magnetismus der Kolben im Bremssattel macht wie bereits erwähnt absolut Sinn, um die Beläge korrekt zu positionieren. Auch die Widerhaken der Trägerplatten unterstützen die Festigkeit der Beläge im Sattel. Einzig die Demontage der Beläge verlangt aufgrund der Trägerplattenkonstruktion, dass der Bremssattel für einen Belagwechsel demontiert werden muss. Dabei ist auch schon mal einer der Widerhaken beim Entnehmen der Beläge im Weg. Diesem Umstand kann jedoch schnell und unkompliziert mit den Belägen der MT7 Abhilfe geschaffen werden, die kompatibel mit dem MT5 Bremssattel sind. Hier befinden sich die 4 Beläge auch auf 4 einzelnen Trägerplatten, die wie gewohnt über einen Sicherungssplint gehalten werden. Dadurch können die Beläge auch einzeln aus dem Bremssattel nach oben entnommen werden, wodurch der Bonus der 4 Einzelbeläge noch mehr zum Tragen kommt.

Performance

Bei allen technischen Finessen kommt es unterm Strich auf die tatsächliche Leistung des Gerätes an. In diesem Fall gilt also noch zu zeigen, welche Kraft die Bremse entfalten kann und wie gut diese dosierbar ist.

Für den Test der MT5 benutzte ich meine bereits vorhandenen Storm SL Scheiben (VR 203 mm /  HR 180 mm). Schon die ersten rhythmischen Zeigefingerbewegungen am Bremshebel nach dem Anbau, motivierten mich für die erste Testfahrt. Die Hebelweite habe ich bis auf das Maximum rausgeschraubt, da ich den Druckpunkt gern knackig und nicht zu nah am Lenker habe. Nach ein paar vorbereitenden Bremsungen auf dem Feldweg ging es auf die erste Runde. Die Bremskraft überzeugte mich hier von Beginn an. Im Verhältnis zu meiner bisherigen MT2 beißt die 4-Kolben MT5 wesentlicher satter zu. Dementsprechend konnte ich seelenruhig das Bike länger laufen lassen, da mir bereits die ersten Bremsungen die Gewissheit gaben, dass mich die MT5 präzise und akut abstoppen kann. Einen Quervergleich kann ich aktuell noch zur Shimano XT Bremse ziehen, die ich am Hardtail fahre. Der neue Magura Stopper liegt bei der Gegenüberstellung mit dem anderen Mineralölkontrahenten klar vorn. Eine in meinen Augen bessere Dosierbarkeit und unterm Strich eine sattere Bremskraft, die mich gut und gerne aus dem Sattel schnippen lassen kann, sprechen ganz klar für die MT5. Der Hebel lässt sich problemlos mit einem oder auch mit zwei Fingern bedienen und liegt gut in meiner Hand. Bei der Dosierbarkeit ist jedoch Fingerspitzengefühl gefragt, um nicht prompt die volle Power rauszulassen. Greift man beherzt zu, regulieren die Zügel der Magura Bremse das Tempo sofort und bringen Ross und Reiter zum Stillstand. Trotzdem ist ebenso ein kontrolliertes Schleifenlassen der Bremse möglich.

Nachdem die Bremskraft also fürs Erste erfolgreich belegt worden war, galt es etwas mehr über die Standfestigkeit herauszufinden. Ein kleiner Ausflug auf die „Alte Burg“ in Arnstadt sollte hier ein wenig mehr Aufschluss geben. Um nicht über das Ziel hinauszuschießen konnte ich mir hier wesentlich mehr Zeit lassen, bevor ich in die Eisen gehen musste. Einem festen Druckpunkt und guter Bremspower sei dank. Und am Ende der Abfahrt? Der Druckpunkt blieb weiterhin definiert und die Bremsleistung kraftvoll. Auch das Thema Fading war bisher schlichtweg KEIN Thema! Meine Erfahrungen mit der MT5 waren dann auch Grund genug für Chris, die Bremse einmal ans Rad zu Schrauben. Da wir grundsätzlich recht unterschiedliche Fahrertypen sind, hat auch er seine Erfahrungen des kurzen Intermezzos mit der Bremse niedergeschrieben.

Erfahrungen von Chris:

Schon mit der Veröffentlichung waren Robert und Ich sehr gespannt auf die neuen 4-Kolben-Bremsen von Magura. Um so besser, dass wir schon bald ein Testmuster in Form der MT5 in der Hand halten konnten. Und so kam es auch, dass die MT5 ihren Weg an mein Bike fand. An diesem lief bis dato die BrakeForceOne 2014 im Dauertest und wurde mal eben durch das Kraftpaket von Magura ersetzt. Gefahren bin ich die MT5 an der Front auf 203 mm Shimano RT-66 Scheiben. Doch genug der Vorrede, ab ans Eingemachte.

Der Leerweg ist meiner Meinung nach geringer geworden, so dass auch ich mit meinen kleinen Händen ein vernünftiges Setup hinbekomme – früher war das nicht immer der Fall. Der Druckpunkt war bei weitem nicht so on/off mäßig wie bei Shimano aber auch nicht zu weich. Das war für mich erstmal wieder eine Umstellung, bin ich doch seit Monaten die wegabhängigen BFO gewohnt. Auf dem Trail zeigte sich die Bremse gutmütig mit einem kleinem Hang zur Bissigkeit. Beim Regulieren der Geschwindigkeit, also beim leichten bis mittleren Schleifenlassen, lässt sie sich sauber händeln. Beim schnellen Abbremsen vor Hindernissen war sie dann aber auch schnell bissig, sodass Feingefühl gefragt ist. Beim Thema Standfestigkeit und Leistung will ich mich aufgrund meiner nur kurzen Testzeit nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber die MT5 kann sich hier echt sehen lassen. Selbst nach einer schleifenden Abfahrt, bei der andere Bremsen schon etliches an Leistung verloren haben, stand die MT5 ihren Kolben und packte bei der Schlussbremsung immer noch beherzt zu.

Für mich eine der Top Bremsen der Saison, denn Preis und Leistung stimmen einfach. Qualitativ sagt mir das Carbostructure Gehäuse des Hebels zwar nicht zu, selbst BFO ist ja wieder zum Aluminum Hebel zurückgekehrt, aber bezieht man das Gewicht mit ein kann sich die neue Magura Generation echt blicken lassen. Im World Wide Web wird die MT5 als Einzelbremse mit Scheibe, Adapter und Co. aktuell für 125 € aufgerufen. Mit dieser Kalkulation wird sie sich vor allem gegen Konkurrenten wie die SRAM Guide RS oder beispielsweise gegen die Shimano Zee Stopper behaupten müssen.

Fazit: Die richtige Bremse?

Wenn ich mit Chris oder auch mit anderen Leuten meine Erfahrungen zu Bremsen austausche wird schnell klar, dass es auch hier sehr subjektive Befindlichkeiten gibt. Der Eine mag DOT, der nächste Mineralöl. Einige schwören auf 4 Kolben, anderen reichen 2 vollkommen aus. Manch einer schraubt den Hebel bis an das Maximum weg vom Lenker und andere haben ihn aus ergonomischen Gründen lieber nah am Griff. Auch in Bezug auf die MT5 haben sich bereits unsere unterschiedlichen Ansichten gezeigt. Die Frage nach der richtigen Bremse kann ich für meinen Teil in Bezug auf die MT5 eindeutig mit JA beantworten. Ich finde bei der Bremse ein geringes Gewicht gepaart mit ordentlich Bremspower und einer guten Dosierbarkeit. Einzig die empfindlichen Carbotecture-Schrauben und der in meinen Augen umständliche Belagwechsel mit den MT5 Trägerplatten trüben den sehr guten Eindruck etwas. Jedoch sind das eher Kleinigkeiten, gemessen an dem, was die Bremse kann. Zudem lässt sich mit einem einfachen Wechsel auf die MT 7 Beläge einer der Kritikpunkte schnell beheben. Ob Spargeltarzan oder Waschbärbauch, die MT5 schafft es mit ihrer Power alle aus dem Sattel schnippen zu lassen. Mit dem bereits beschriebenen Preis-Leistungs-Verhältnis, ist sie zudem auch absolut erschwinglich. Wer den zusätzlichen Komfort eines Aufbaus mit 4 Einzelbelägen ab Werk genießen möchte und zudem etwas Gewicht fuchsen mag, sollte einen Blick auf das MT7 Gesamtpaket werfen. Die leichtere der neuen 4-Kolben Bremsen von Magura mit zudem werkzeugfreier Hebelweiten- und Leerwegsverstellung am Bremshebel wird für 259Euro erhältlich sein. Für mich persönlich kann die MT5 alles was ich brauche. Mit der Nachrüstung auf 4 Einzelbeläge bin ich soweit erst mal glücklich. In den kommenden Wochen werden wir die MT5 nun noch einem ausgiebigen Langzeittest unterziehen.

 

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