Es gibt Tage, da verliert man und Tage, da gewinnen die anderen
Der Winter hält Einzug in unseren gemäßigten Breiten und macht das Biken mehr und mehr zur Herausforderung. Trotzdem sorgt ein bisschen Freizeit am Wochenende immer wieder dafür, sich warm einzupacken um Wind und Wetter zu trotzen und ein paar Kilometer zu pedalieren. Aber manchmal scheinen höhere Mächte etwas dagegen zu haben…
Es war eigentlich ein ganz normaler Samstag Ende November. Ich hatte keine Termine anstehen und freute mich auf eine kleine Tour mit dem Fully. Gesagt, getan. Ich machte mich in die Spur und begab mich in mein Lieblingswaldstück. Abgesehen von kubikmeterweise feuchtem Laub war auch alles schön bis hierhin. Ein paar Dreckspritzer hier und dort, leichter Nieselregen und ein zugiger Wind. Also nichts, dass jemanden vom genussvollen Zweiradsport abhalten würde. Gegen Ende der Tour schlug ich einen mir bekannten Feldweg ein, um nicht den asphaltierten Heimweg fahren zu müssen. Ein fataler Fehler wie sich später herausstellten sollte. Bereits auf den ersten Metern fühlte sich der Untergrund schwer, matschig und zäh an. Das Profil des Hans Dampf Reifens, den ich ja eigentlich sowieso schon nicht mehr fahren wollte, setzte sich in windeseile zu und auch an Rahmen und Gabel zeichneten sich vermehrt Erdklumpenspuren ab. In diesem Moment schossen mir zwei Gedanken durch den Kopf: Entweder ich drehe JETZT um und komme noch einigermaßen sauber und entspannt zu Hause an, ODER ich ziehe die Sache jetzt durch, trete ein bisschen kräftiger in die Pedale und fliege nur so über den Schlammweg hinweg. Selbstredend entschied ich mich für Variante zwei, was sie wiederum als nächster grober Fehler herausstellen sollte. Die Kombination aus Schneeregen der letzten Tage und aufgeweichtem Erdreich erwies sich als unüberwindbares Hindernis. Die Gabel setzte sich dermaßen mit Lehm zu, dass das Vorderrad blockierte und am Hinterbau sah es nicht besser aus. Nur dass sich der Dreck hier bis zum Umwerfer und der Kurbel vorgearbeitet hatte und dort alles lahmlegte. Nachdem ich schon nicht mehr kurbeln konnte trug ich das Rad also bis zum nächsten befestigten Radweg, wo ich die gröbsten Erdreichsedimente vom Rahmen entfernte. Die Reste die trotzdem noch hängen geblieben waren reichten jedoch aus, um den Antrieb derart zu blockieren, dass sich mein Schaltwerk verselbstständigte und nach vorn schoss. Dies führte dazu, dass sich die cage lock Funktion von selbst feststellte und im Endeffekt das Schaltwerk blockiert wurde. Für mich bedeutete das erstmal einen 20 minütigen Fußmarsch nach Hause. Das Rad wog hierbei gefühlte 30 kg. Die Reifen sahen aus wie bei einem Fatbike und überall Lehm,Dreck und Steine.
Im Anschluss stellte ich mich mehrere Stunden bewaffnet mit Bürsten, Gartenspritze und Co. in den Hof, um das Rad von allen Mitbringseln zu befreien. Leider ließ sich das Schaltwerk immer noch nicht lösen, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als es zu demonierten und im Detail zu forschen, was die Ursache dafür gewesen sein könnte. Mal abgesehen davon, dass das Schaltwerk schon nur noch auf halb acht am Schaltauge baumelte musste ich nach der Demontage feststellen, dass ein Teil am Arm des Schaltwerkes ausgerissen war. Somit ist eine normale Funktion dieses Bauteils nicht mehr gegeben und das X9 Schaltwerk kann nun bestenfalls noch als Ersatzteillieferant herhalten.
Auf der Suche nach einem Nachfolger durchforstete ich das Netz nach einem möglichst günstigen Ersatz, denn Kosten dafür waren im gegenwärtigen Weihnachtsgeschenke-für-die-Familie-Beschaffungszeitraum in keiner Weise eingeplant. Glücklicherweise gab es dann doch noch den erhofften Erfolg und ich konnte sogar ein Upgrade erreichen. Aus X9 Schaltwerk ist nun ein gebrauchtes X0 Äquivalent geworden und bei der Gelegenheit gabs noch einen Satz gebrauchter X9 Shifter, an Stelle der X7er Version dazu.
Voller Freude sind die Teile inzwischen montiert und ich war mir sicher, dass diese Geschichte so insgesamt doch noch ein gutes Ende nimmt. Doch bevor es zu einer Probefahrt kommen konnte, zeigte mir mein Körper auf eindrucksvolle Art und Weise, dass er gerade keine Lust aufs Biken hat. Seit dem sitze ich nun krank zu Hause, weiß dass das Rad wieder fit in der Garage steht und kann es aber nicht bewegen.
Es gibt eben manchmal Tage, da verliert man und Tage, da gewinnen die anderen.
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