Einhorn-Bike 101 – 29er Titan Trailbike
Bikes sind so individuell und spezifisch wie der persönliche Rasierer und die Zahnbürste. Jeder setzt andere Ansprüche genauso wie die Hersteller an ihr Produkt. Der Name des aktuellen Testmusters klingt schon sehr spezifisch -„Einhorn Bikes“. Das Titan 101 ist das 101er Modell das die Einhörner an den/die Biker(in) bringen wollen. Nischenprodukt pur!
Zu dem Begriff Einhorn sagt mir Wikipedia nur: „Das Einhorn ist ein pferdeähnliches Fabeltier mit einem Horn auf der Stirn. Es gilt als das edelste aller Fabeltiere und steht als Symbol für das Gute“. Besonders der letzte Satz lässt schon aufhorchen, was Besonderes wir heute in Augenschein nehmen dürfen. Die Firma aus dem bayrischen Oberland steht für seriöse, individuelle Bikes und das Handmade. Wer bei Einhorn-Bikes, Fahrräder auf der Stange sucht, wird graue Haare bekommen. Alles wird auf Kundenwunsch gefertigt, sei es die Geometrie für den Kunden, die Komponentenwahl bis hin zur Framefarbe. So steht bei der Zweiradschmiede fest, der Kunde ist der König, und zwar vom ersten Schritt der Kontaktaufnahme bis zur Auslieferung des Unikats.
Pure Leidenschaft und Liebe zur alten handmade Tradition (Rahmenfertigung) lassen daher den geländespezifizierten Drahtesel wie einen glänzenden Oldtimer von der Masse herausstechen. Obwohl die Fertigungstradionen der letzten Jahrzehnte die Basis bilden, wird trotzdem mit den aktuellen Laufradgrößen 650b und 29 gespielt und diese dem Kunden je nach spezifischen Anforderungen empfohlen, egal ob aus Alu, Stahl oder in Titan. Ja und wer mal ein Einhorn sein Eigen nennen möchte, der muss sich zunächst die üblichen Fragen stellen, wie: Wo will ich das Bike einsetzen, bin ich eher der Tourer oder der Trailer, was sagt mein Budget, welche Laufradgröße passt zu mir, welche Komponenten sollen am Bike verbaut werden und welche Farbe soll das edle Teil einmal haben? Ist dies alles geklärt, dürft ihr nach ca. 7-9 Wochen nach Auftragseingang bei der Edelschmiede euren „Geländehobel“ die große Bergwelt zeigen. Wer bis hier her durchgehalten hat, der weiß was wir die letzten Wochen testen durften, wer nicht, der darf jetzt ebenfalls gespannt sein.
Facts:
Das Einhorn, was vor gut 3 Monaten bei uns an kam, war vom Rahmen her ein Glanzstück. Die Augen strahlten, als wir den Rahmen aus dem Bikekarton entnehmen konnten. Das schlicht und einfach gehaltete Design überzeugte sofort. Als erstes Testmuster seitens der Bikefirma durften wir das erste Pferdchen der Backcountry Line testen. Die Ausstattung der Komponenten am Testbike war durchschnittlich, aber nicht herausragend. Das der Testfokus bei solchen individuellen Bikes auf den Rahmen gelegt werden sollte, ist klar, da jeder das Bike individuell ausgestattet fährt. An unserem 29er war ein hochwertiger Custom LRS mit Spank Oozy Evo Felgen und Acros .74 Naben, eine Manitou Tower Pro 120 mm Trailgabel, eine Thomson Elite Variosattelstütze und ein aktueller SLX 2×10-fach Antrieb, sowie Magura MT6 Stopper verbaut. Einhorn spendiert dem Bike somit eine solide Ausstattung mit Parts aus der gehobenen Mittelklasse und dem High-End Segment – beste Voraussetzungen um das Bike auf Herz und Nieren zu testen.
Als 29er ist unser Testmodell ein wahres Trailbike mit 120 mm an der Front und kurzen Kettenstreben von 445 mm Länge. Dadurch kann man das Bike sehr gut mit Speed um die Kurven zirkeln. Durch das kürzere Oberrohr und das relativ tief gesetzte Tretlager sitzt der Reiter zentral auf dem Pferde und man kann es gut in Schräglage bringen. Der Lenkwinkel ist mit 69,5° deutlich abfahrtsorientierter als ein klassisches CC und zeigt mit einem von Sitzwinkel von 73°, dass es sich auf den Trail wohler fühlt als am Anstieg. Der Titanframe ist sehr robust und weißt selbst nach dem ruppigsten und verbocktesten Testfahrten keine Verschleißerscheinung auf. Das Metall glänzt mit einer sehr hohen Zugfestigkeit, was ein Garant für eine besondere Steifigkeit und Langlebigkeit im harten Gelände ist. Weiterhin ist das Gewicht bezogen auf Alu und Stahl viel geringer. Somit ist der Rahmen sehr leicht und enorm steif. Diese Qualitäten fließen dann natürlich auch in die Fahreigenschaften des gesamten Bikes mit ein. Durch die enorme Steifigkeit des Einhorns ist die Geländemaschine enorm linear beschleunigbar, ohne das beim schnellen „reintreten“ Kraft direkt verpufft. Bei dem Laufradsatz handelte es sich um einen eher ungewöhnlichen Custom-Aufbau aus Acros .74 Naben, Di-Light Speichen und Spank Oozy EVO 29er Felgen.Wir können wir auf jedem Fall festhalten, dass sich dieser Spezialaufbau in der Praxis bewährt hat.
Doch aus dem Test heraus können wir auch einige Hinweise geben. So hätten wir uns am Testbike einen kürzeren Vorbau gewünscht, da so der Reach noch etwas kürzer gewesen wäre und die Lenkbewegung 90° vertikal zum Laufrad verläuft. Denn dadurch wird die Richtungsänderung am Lenker immer genau auf Höhe des Laufrades ausgeführt und nicht schon vorher. Aber auch nach dem Kauf ist ein kostenfreier Wechsel des Vorbaus über Einhorn möglich. Weiterhin hätten wir an dem Bike keine Magura Stopper verbaut, da sich diese enorm unhandlich und schwierig in der Einstellung des Bremskraft zeigten. Auf Nachfrage wurde uns versichert, das auch Shimano XT Bremsen in dieser Preisklasse möglich wären. Die Nobby Nic Schlappen machten hingegen einen guten Job. Alt Bewährtes braucht man ja nicht in den höchsten Tönen wieder Loben. Nicht verschweigen wollen wir euch auch die enorm gut funktionierende Thomsen Elite Dropper Variosattelstüze. Schnelle Ups und Downs der Sattelstütze ohne jegliche Defektanfälligkeit waren das Sahnhäubchen auf den Teststrecken. Auf den verblocken Hometrails blieb das Rad dank 29er sehr laufruhig und linientreu. Ihr könnt bei den „Einhörnern“ eurer Gefährt auch mit 1 1/8 oder Tapered-Steuerrohr und verschiedenen Zugführungsarten, Rohrdurchmessern und diversen Ausfallenden ausstatten. Somit kann jedes Bikerherz das richtige Equipment finden.
Doch die eigentliche Frage die sich auch uns gestellt hat, warum sendet uns das Einhorn Team ein Bike für 4950€ mit einer SLX Ausstattung? Christoph von Einhornbikes hat diese Frage beantwortet: „Die SLX 2-fach Gruppe mit 38/24er Übersetzung und Shadow-Plus-Technologie passt perfekt zum Einsatzzweck des Bikes. Sie schaltet unter allen Bedingungen sehr präzise, bietet die perfekte Bandbreite für den Trail-Einsatz und ist die Vorzeige-Gruppe wenn es um Robustheit geht. Natürlich kann jeder Kunde bei uns ganz nach Belieben ein derartiges Bike auch mit XTR, XT oder SRAM XX, XO oder XX1 ordern. Funktional gehört aber auch die SLX-Gruppe in den High-End-Bereich. Deshalb wollten wir sie mit der Verwendung an diesem edlen Einhorn adeln“.
Fazit:
Der Titan Racer hat über fast ein halbes Jahr einen sehr guten Job bei uns in der Redaktion gemacht. Es ist ein sehr agiles Bike, welches uns sehr viel Freude auf den Trails und im tschechischen Pod Smrkem bereitet hat. Eine Shimano-Bremse und einen kürzeren Vorbau wäre aber unser ultimativer Tipp an Euch. Wer sich für ein Einhorn entscheidet, der muss von der Leidenschaft und der Philosophie der Bikes begeistert sein. Da jedes Bike individuell auf Kundenwunsch gefertigt wird, liegen die Produktionskosten (wen wundert es?) in deutlich höheren Dimensionen als bei den klassischen Direktversendern. Hinzu kommt der in der Herstellung deutlich kostenintensivere Titan-Frame. Daher ist das Bike allen zu empfehlen, die langfristig ein stabiles, agiles und leichtes MTB suchen und nicht jeden Pfennig zweimal umdrehen müssen. Das Testbike bewegt sich im Preisrahmen von ca. 5000 € und das bei einem Rahmengewicht von ca. 1,6 kg. Doch dafür bekommt man Wertigkeit in Reinstform pur und dies auch noch in der altbewährten „made in Germany“-Qualität. Wer keine 5000 € ausgeben und auf den Titan-Rahmen verzichten kann, bekommt bei Einhorn Bikes aber auch schon ab 2000 € sein Maßgeschneidertes Bike mit Alu-Rahmen – Bikerherz was willst Du mehr!
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