Schnäppchen zum Saisonende? Das Cannondale Trigger 2 29 als neues Lustobjekt.
Frisch nach der Eurobike weiß der geneigte Zweiradsportler grob, was fahrradtechnisch 2014 auf ihn wartet. Grund genug sich zu fragen, ob es Sinn macht, sich noch eben ein 2013er Modell zu besorgen, denn günstiger bekommt man diese wohl kaum, als im Moment.
Gesagt, getan: Meine Reise auf der Suche nach einem gängigen und vor allem vielseitigen 29er hat mich schließlich zum Cannondale Trigger 2 geführt. Ich weiß nicht mal warum es „schon wieder“ ein Cannondale bei mir geworden ist. Bewusst, geschweige denn gewollt war das anfangs nicht und hätte mir jemand gesagt, dass ich Ende des Jahres zwei Cannondales zu Hause stehen habe, hätte ich ihn wahrscheinlich gefragt, ob sein Innenlager noch rund läuft. Wahrscheinlich haben mir die Cannondale Bikes einfach zur richtigen Zeit das angeboten, was ich mir gewünscht habe. So war es beim Cyclocrosser zu Beginn des Jahres und so soll es bitte auch jetzt beim Trigger werden. 😉
Zu den Eckdaten, die mich zum Kauf bewegt haben:
Es bewegt sich auf 29“ Bereifung, besitzt eine solide Grundausstattung, bietet sich als All Mountain Tourenrad an, vielleicht sogar mit Marathonambitionen und liefert mir zugleich den gewünschten Federweg, der mir ausreichend Reserven im Gelände lässt. Außerdem konnte ich das Bike bereits kurz probefahren und es besitzt „etwas Spezielles“. Und hier sind wir auch schon beim eigentlichen Hauptargument für das Rad. Der Hinterbaudämpfer ist der FOX DYAD RT 2. Definitiv ein Eyecatcher, auch wenn ich beim ersten Aufeinandertreffen zugegeben eher skeptisch war. Die Faszination und Neugier hat allerdings im Endeffekt doch gesiegt und der Preisrutsch, den ich in den letzten Wochen in Bezug auf das Rad beobachten konnte, hat schließlich den Ausschlag gegeben. Jetzt steht das Bike hier.
Aber eins nach dem anderen. Das Trigger 2 in der großkalibrigen Variante zählt zu Cannondales „Overmountain“ Bikes, deren Definition des ultimativen Allrounders, da man um über den Berg zu kommen eben ordentlich hoch und runter fahren können sollte. Nicht zuletzt der Dämpfer, der anders als ein Großteil seiner Mitstreiter auf Zug funktioniert, soll genau dies ermöglichen. Die getrennte Positiv- und Negativluftkammer ermöglicht eine individuelle Federwegseinstellung von straffen 80 mm bis hin zu komfortablen 130 mm. Zusätzlich lässt sich der Rebound für beide Federwege separat einstellen. Neben den ganzen „Verkaufsargumenten“ seitens der Hersteller habe ich schon einen Minuspunkt am Dämpfer gefunden: Wenn es feucht wird fungieren die Gehäuse von Positiv- und Negativluftkammer als nahezu perfekte Regentonne, zumindest am oberen Teil gleich unterhalb der Einstellungsrädchens für den Rebound.
Die übrige Ausstattung am Trigger ist, wie bereits angedeutet, eher solide, zumindest gemessen an dem Verkaufspreis des Rades! Ein Argument für den hohen Ausgangspreis von knapp 3200 € ist neben dem speziellen DYAD Dämpfer, den Fox gemeinsam mit Cannondale entwickelt hat, sicher auch die 34er FOX Float CTD FIT Performance Gabel mit 15mm Steckachse und 130mm Federweg. Neben dem kommt das Trigger allerdings „nur“ mit einem X9/X7 Schaltmix daher, sowie mit einer gruppenfreien SRAM Kurbel. Neben weiteren Cannondaleparts wie Lenker, Vorbau, Schraubgriffe sowie Sattelklemme und -stütze, bewegt sich das Bike auf dem Schwalbe Hans Dampf 2,35“ vorwärts. Diese werden gehalten durch die 23mm bereiten WTB Frequency Race Felgen, die freudiger Weise tubeless ready sind (man weiß ja nie…). Die Felgen wiederrum sind mittels DT Swiss Speichen mit den verbauten Formula Naben verbunden. Verzögern soll das Rad mit Hilfe der Magura MT2 Stopper in Verbindung mit den 180er Storm SL Scheiben. Eine Variostütze lässt das Rad leider vermissen. Aber hier war schnell Abhilfe geschaffen und eine entsprechende Rock Shox Reverb mit 125mm in Windeseile nachgerüstet. Als Kontaktpunkte für die Füße habe ich die DMR Vault Pedale gewählt. Während mich die WTB Felge aufgrund der Breite und der Möglichkeit sie tubeless zu fahren schon erfreut, bleibt mir für den Volt Sattel des gleichen Herstellers nur ein eher missmutiges Schmunzeln übrig. Wer den Kona Satori Bericht gelesen haben sollte, weiß wovon ich rede. Die Suche nach einem komPOtenten Ersatz läuft bereits.
Insgesamt stand nach meinen ersten Zusatzanschaffungen also ein absolut patentes Bike vor mir, das sich nun im Gelände beweisen wollte. Vorher fehlte jedoch noch eine Amtshandlung: Die Waage! Im World Wide Web war das Bike mit sehr unterschiedlichen Gewichtsangaben zu finden, die von 14 kg bis 14,5 kg reichten. Der tatsächliche Blick auf die Waage offenbarten jedoch, etwas verstörend für mich, ziemlich genau 15kg! Wenn man allerdings von 14,5kg Grundgewicht ausgeht und Pedale und Variostütze dazu nimmt, ist es wohl doch ein realistischer Wert, auch wenn ich mir wahrscheinlich einfach weniger gewünscht habe.
Frisch von der Waage ging es dann auf die ersten Runden. Der meiner Meinung nach für das Bike absolut überdimensionierte Hans Dampf Reifen rollte erstaunlich gut und unterstrich das angenehme Gesamtbild. Doch was die Reifen anfangs an Pluspunkten von mir erhielten, machte der Hinterreifen durch einen Platten nach nicht einmal 100 km wieder zunichte. Klar kann das auch ein dummer Zufall gewesen sein, aber für mich war es ein Zeichen. Ebenso sorgte das Gewicht des Schwalbereifens für alles andere als Jubelstürme bei mir. Mit 850 g eine absolute Wuchtbrumme an dem Bike und wurde darum zeitnah ausgetauscht. Inzwischen bin ich wieder auf Continentals Mountainking II und X-King, jeweils in der Protection Variante in 2,2“ Zoll unterwegs. Durch die Contis habe ich schon mal gut 350 g gewonnen.
Überrascht war ich positiv von der Performance der X7 Schalthebel, die unerwartet knackig einen präzisen Gangwechsel ermöglichten. Mit der MT 2 Bremse musste ich zugegeben erst einmal warm werden. Sehr erfreut war ich jedoch, dass mir der Bremshebel die Features der MT 4 offenbarte, da ich neben der Hebelweiteneinstellung ebenso eine Verstellmöglichkeit für den Leerweg des Hebels bzw. für den Druckpunkt vorfand. Magura selbst bezeichnet dieses Feature als „bite adjust technology“ (kurz: BAT). Die üblichen Anbauteile verrichteten souverän ihren Dienst und bereiteten bereits ein hohes Maß an Fahrfreude. Ebenfalls sehr positiv fiel mir die Übersetzung der Kurbel auf. Anders als beispielsweise am Kona Satori mit einer 26/38er Kurbel, traf ich beim Trigger auf eine 22/36er Abstufung, die ich am 29er absolut vorziehe. Dadurch hat man immer einen rettenden kleinen Klettergang zur Verfügung und der mögliche Maximalspeed in Verbindung mit der Kassette von 11 auf 36 Zähnen ist, zumindest für mich, im Moment absolut ausreichend.
Ein wenig ungewohnt schien mir allerdings die Funktion der Federelemente. Obwohl ich die Fox Gabel zu Beginn mit etwas weniger SAG als den üblichen 20% gefahren bin, konnte ich im climb Modus, ähnlich wie schon beim Satori, ohne großen Kraftaufwand sehr viel Federweg komprimieren. Im descent und trail Mode hingegen zeigte sich die gewünschte Performance. Ob es sich hier schlicht um die Blow off Funktion der 29er Gabel handelt, gilt es noch herauszufinden. Da ich grundsätzlich kein allzu großer Nutzer der climb Einstellung bin, stört es mich jetzt nicht weiter, aber man wünscht sich ja trotzdem ein funktionierendes System! Auch die Einstellung des Herzstückes in Gestalt des DYAD RT 2 Dämpfers kostete mich einiges an Zeit. Nachdem ich mich ausführlicher mit der Funktionsweise und den Einstellungsmöglichkeiten befasst hatte, führte ich gefühlt 10x einen Reset des Dämpfers durch um meine individuelle Wunscheinstellung zu bekommen. Grundsätzlich muss bei dem zum Teil als Diva verschrienen Dämpfer nämlich zu Beginn die Luft aus der Negativkammer gelassen werden, bevor die Positivkammer befüllt werden kann, um im Anschluss wiederum die Negativkammer zu befüllen. Abschließend wird für beide Luftkammern separat der Rebound eingestellt. Was sich hier geschmeidig in zwei Sätzen verarbeiten lässt, kostet in der Realität schon ein bisschen mehr Zeit, nicht zuletzt, da die empfohlenen Luftdrücke von Cannondale jenseits von gut und böse sind. So wird man genötigt sich durchzuprobieren und so Schritt für Schritt an den optimalen Luftdruck heranzutasten. Ich begann (natürlich) mit den empfohlenen Einstellungen für eine 73kg schwere Person und musste dabei jedoch feststellen, dass sich das Rad mit diesem Setup fast wie ein Hardtail fuhr. Also tastete ich mich weiter die Luftdrucktabelle nach unten, an den inzwischen viel geringeren und für mich optimalen Luftdruck heran. Glaubt man der Empfehlung, wiege ich jetzt nur noch zwischen 55-60 kg, eine Gewichtskur, auf die ich persönlich gut und gerne verzichten kann und stattdessen lieber am Bike ansetzen würde. Aber auch diese kleine Hürde tat der Fahrfreude bisher keinen Abbruch. Inzwischen kann ich sogar die angepriesenen Vorteile der Zwei- Luftkammern-Bauweise genießen. Im kurzen Federwegsmodus lässt es sich entspannt touren und man hat trotzdem den Fahrkomfort des Fullys, durch die gebotenen 80 mm Federweg. Im Downhill merkt man sofort nach dem Umlegen des handlichen Lenkerhebels, wie der Hinterbau einsinkt und sich dadurch der Sag des Zugdämpfers vergrößert. Damit einher geht natürlich auch eine veränderte Geometrie und Sitzposition, die merklich tiefer ist und somit mehr Sicherheit und Komfort in der Abfahrt bringt.
Der erste richtige Härdtetest fand Mitte September an der Bleilochtalsperre statt. Neben dem Kilometersammeln stand für mich die Erprobung des Bikes auf dem Programm. Als Teststrecke stürzte ich mich auf die Ultramarathonrunde des 2014er Bleilochlaufes. Neben entspannten Wald- und Schotterwegen gehören hier teils urwaldähnliche Trails zur Strecke, die mir insgesamt viel Freude bereitet haben. Mal abgesehen vom Dornengestrüpp, dass an manchen Stellen meinen Weg kreuzte konnte ich auch die „wilden Trails“ souverän fahren. Auch die verhältnismäßig recht schmal wirkenden 2,2″ Reifen boten mir genug Grip in der Abfahrt und sorgten für ordentlich Vortrieb auf schnellen Passagen. Nach insgesamt 65 km mit 1100 hm kann ich nun guten Gewissens gehaupten, dass es sich bei dem langbeinigen Trigger um einen absoluten Allrounder handelt.
Anbei noch ein paar Impressionen der Runde in der Gegend der Bleilochtalsperre rund um Schloss Burgk:
Alles in Allem rollt der Hobel also erstmal zu meiner Zufriedenheit. Insgesamt muss ich sagen, hat mich das Rad natürlich aufgrund seiner Besonderheiten wie dem DYAD RT 2 Dämpfer angesprochen. Gemessen am Verkauspreis ist das gute Stück jedoch ein sehr kostspieliges, wenn nicht sogar überteuertes Lustobjekt. Im Vergleich bekommt man für die veranschlagten 3200 Euro bei diversen Fachhandelsbikes mehr für sein Geld. Zumindest eine Variostütze hätte in meinen Augen bei der übrigen Ausstattung serienmäßig dabei sein müssen. Was dem Trigger 2 fehlt, findet man dafür beim 600€ teureren großen Bruder, dem Trigger 1. Dieses wartet sowohl mit Variostütze, einigen höherwertigen Komponenten und nicht zuletzt mit Lefty auf. Die 600€ mehr waren für mich allerdings im Moment schlicht zu fett und der Preissturz beim Trigger 2 hat meine Kaufentscheidung schließlich beflügelt. Auf der to-do-Liste ganz oben steht jetzt erstmal die Gewichtskur, dort wo sie sinnvoll und realisierbar ist. Ich halte im Moment Ausschau nach einer neuen Hinterteilauflage in Form eines schnittigen und leichten Sattels und werde die Bremsleistung der MT 2 durch eine größere Scheibe an der Front unterstützen. Alle weiteren Umbauten und natürlich ausführlichere Fahreindrücke folgen in absehbarer Zeit!
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Hi,
ich bin auf Deinen Bericht gestoßen und muss sagen dass der sehr
gut ist. Ich selbst suche derzeit ein Cannondale und überlege mir ob es
ein „Trigger“ oder ein „Jekyll“ aus 2013 werden soll. Kannst Du mir
evtl. sagen ob der Größenunterschied von 26″ zu 29″ so gravierend ist?
Ich selbst hab bisher nur 26er MTB’s gefahren (Hardtail) und würde mir
gern ein Fully zulegen.Die Frage ist (und vielleicht kannst Du mir ein paa Tipps od. Hinweise geben):
– Ist es der Aufpreis für die 29er wert? Man bekommt derzeit die 26er Auslaufmodelle von Cannondale zu teils Hammer Preisen 🙂
– Lieber ne 26 Carbon Variante (Trigger od Jekyll) oder die 29er Alu-Variante?
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Was ich so über die Reifengrößen lese scheint es dass sich wohl im MTB
Bereich die 27,5 zu etablieren scheinen (GIANT). Dann dürfte der
Unteschied nicht so groß sein 🙂Würdest Du lieber (zu den derzeitigen Preisen für die 26er) zu nem Auslaufmodell tendieren oder die 29er bevorzugen….
Vielen Dank schon mal vorab und viel Spass mit dem Rad 🙂
Gruss aus Stuttgart
Goran
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