Onroad? Offroad? Cannondale CAADX!
Gelegentlich saß ich im vergangenen Jahr auf dem Rennrad, während mir beim fleißigen Pedallieren der Gedanke aufkam, einfach auf den nächstgelegenen Feldweg abzubiegen und diesen entlangzujagen.
Oder wenn ich das Fully unterm Hintern hatte auf dem Weg zum angestrebten Trail oder der nächsten Abfahrt, wünschte ich mir teilweise nichts sehnlicher, als ein nicht so schwerfälliges Gefährt auf Asphalt.
Für den Weg zur Arbeit schwankte ich ebenfalls immer hin und her: Das Rennrad wäre das schnellste Fortbewegungsmittel, das Fully das komfortablere. Aber auf dem Rennrad ist es schwer handhabbar mit zusätzlichem Gepäck und das Fully ist immernoch kein Asphaltcowboy.
Die Optionen schienen klar vorgezeichnet: Entweder ein weiteres Rad, dass als Nischenbike sein Dasein über einen Großteil der Zeit in der ohnehin schon überfüllten Garage fristet…ODER: Überdenken des individuellen Bikekonzeptes und tiefgreifende Überarbeitung des Fuhrparks. Zweiteres schien mir insgesamt die spannendere und langfristig ergiebigere Lösung. Darum wurde das Fully verkauft und das Rennrad in Teilen meistbietend verhöckert.
Die erste Neuanschaffung, welche die beschriebene Lücke füllen soll, ist Teil dieses kleinen Tests und Erfahrungsberichtes.
Die für mich zunächst wichtigste Komponente war die Abdeckung des Arbeitsweges sowie die Anschaffung eines Trainingsgerätes, um Kilometer auf der Strasse sammeln zu können. Darum kristalisierte sich für mich schnell die Kategorie Cyclocrosser heraus. Nach Stunden der Onlinerecherche entschloss ich mich, doch nochmal beim örtlichen Fachhändler reinzuschauen, wo mir das Caadx 105 von Cannondale begegnete. Die Ausstattung schien auf den ersten Blick solide, und es war alles dran, was ich mir vorgestellt hatte:
Ösen zur Gepäckträgerbefestigung und die Möglichkeit zur Montage von Schutzblechen (für den Weg zur Arbeit), Rennlenker mit STI-Hebeln (fürs Rennradflair) und Komponenten in einem guten Preis-/Leistungs-Verhältnis.
Nach ein paar Tagen Bedenkzeit und weiteren Recherchen entschloss ich mich zuzugreifen:
Hier ein Blick auf die Serienausstattung:
Rahmen | CAADX CYCLOCROSS, OPTIMIZED 6061 ALLOY, BB30 |
Rahmenmaterial | ALUMINIUM |
Steuersatz | CAADX SI, 25MM TOP CAP |
Gabel | CANNONDALE ULTRA X, CARBON BLADES, 1-1/8 |
Laufradgröße | 700C |
Felgen | MADDUX DRX 6000, 32 HOLE |
Felgenmaterial | ALUMINIUM |
Nabe vorn | FORMULA, RB-51 |
Nabe hinten | FORMULA, RB-52 |
Speichen | STAINLESS STEEL, 15G |
Reifen vorn | SCHWALBE SAMMY SLICK, 700X35C |
Reifen hinten | SCHWALBE SAMMY SLICK, 700X35C |
Bremse vorn | TEKTRO CR710 |
Bremse hinten | TEKTRO CR710 |
Bremshebel | SHIMANO 105 5700 |
Kurbelsatz | FSA GOSSAMER, BB30, 46/36 |
Pedale | WELLGO |
Innenlager | FSA BB30 |
Kette | KMC X10, 10-SPEED |
Kassette | SHIMANO TIAGRA 4600, 12-28, 10-SPEED |
Antrieb/Übersetzung……. | 2 x 10 |
Umwerfer | SHIMANO 105 5700, 34.9MM CLAMP |
Schaltwerk | SHIMANO 105 5700 |
Schalthebel | SHIMANO 105 5700 |
Vorbau | CANNONDALE C3, 31.8, 6 DEG. |
Lenker | CANNONDALE C3 COMPACT |
Griffe | CANNONDALE 3.5MM SUEDE W/ GEL BACKING BAR TAPE |
Sattel | CANNONDALE STAGE CX W/ CRMO RAILS |
Sattelstütze | CANNONDALE C3 ALLOY, 27.2MMX300MM |
Gewicht | 9,60kg |
Marke | Cannondale |
Modelljahr | 2013 |
Farbbezeichnung | brushed aluminum gloss |
Ein paar Teile habe ich gleich beim Händler ändern lassen, da sie von meinen Vorstellungen, mit denen ich auf die Suche ging, abwichen.
Dementsprechend erhielt das Rad vorn ein 48er Kettenblatt und die Bereifung wurde auf den 35mm breiten CycloXKing von Continental umgerüstet. Zudem habe ich die Shimano Kombipedale PDA-530 mit einseitiger SPD-Bindung vom alten Rennrad übernommen.
Im Laufe der vergangenen Woche kümmerte ich mich um die kleinen Feinheiten am Rad: Radcomputer einstellen, Tubetops an die Schalt- und Bremszüge, Flaschenhalter anschrauben, Kettenstrebenschutz zurechtbasteln und Vorbereitungen zur Lichtmontage treffen.
Im Anschluss wurde gewogen: Die Personenwaage zeigte mir, mit dem Rad unterm Arm, 10kg mehr an, als ich üblicher Weise auf die Waage bringe. Entsprechend müsste das Radgewicht ziemlich genau … 10 Kilo betragen 😉 Die Kofferwaage bestätigte dies mit einem Gesamtgewicht des Caadx von 9820g mit allem drum und dran.
Nach dem Wiegen war es soweit. Ich schnürte die Radschuhe und machte mich auf den Weg zur ersten kleinen Probefahrt.
Der erste Eindruck war sehr positiv: Das Rad rollte vom ersten Meter an sehr gut. Die Schaltung der 105er Gruppe wechselte präzise die Gänge rauf und runter und ich fühlte mich sehr wohl auf dem Rad. Auch das Äußere macht einiges her: Saubere Zugverlegung am Rahmen, innenverlegte Züge von den STI-Hebeln am Lenker und insgesamt wirkt alles sehr aufgeräumt.
An mehreren kurzen Anstiegen, die ich mit einem etwas energischeren Antritt bezwingen wollte, sprang mir jedoch wiederholt der Gang raus, was sehr unangenehm ist, wenn man gerade voll in die Pedale tritt (am besten noch im Wiegetritt) und auf einmal der gewohnte Widerstand weg ist. Als Folge dessen begutachtete ich zu Hause nochmal die Kette und die Schaltkomponenten. Ich kürzte die Kette um 3 Glieder und stellte das Schaltwerk nochmal neu ein.
Am darauffolgenden Tag folgte die erste etwas umfangreichere Tour auf Straßen, Feld- und Waldwegen.
Die Neueinstellungen machten sich beim Fahren gleich positiv bemerkbar. Kein Kettenspringen mehr und Sicherheit in den Gängen beim Antritt bergauf. Auf der Strasse lief alles wie gewohnt. Die 54cm Rahmenhöhe im Verhältnis zu meinen 1,85m Körpergröße ergeben eine eher sportliche Sitzposition. Die Bremsleistung der Tektro Cantilever Bremsen ist etwas gewöhnungsbedürftig. In den Abfahrten nahm ich lieber zwei Finger an die Bremshebel um eine vergleichbare Bremsleistung wie z.B. bei den üblichen Rennradbremsen zu erzielen. Durch die speziellen Hebelverhältnisse braucht es wesentlich mehr Fingerkräfte um das Rad zum Stehen zu bringen.
Dann folgte der erste Feld- und Schotterweg, der gleich eine sehr angenehme Überraschung für mich bereithielt: Während das Rad auf Asphalt insgesamt gut rollte, hatte ich den Eindruck, dass der CycloXKing Reifen erst auf Schotter überhaupt erst zeigte, was er kann. Gefühlt wurde der Reifen durch die veränderten Bodenverhätlnisse aus dem Schlaf gerissen und legte richtig los. Dementsprechend zügig konnte ich die ersten Kilometer vernab der Strasse hinter mich bringen. Zu Beginn des Weges, konnte ich jedoch nicht einmal ansatzweise abschätzen, wie sich die Bodenverhältnisse entwickeln würden. Nach ein paar Kilometern mehr fand ich mich sowohl auf tiefgefrohrenen Waldwegen als auch in tiefen Schlammpfützen wieder. Beste Voraussetzungen für einen Cyclocrosstest…wenn man denn darauf vorbereitet ist. Auch wenn ich es so nicht vorgesehen hatte, trat ich weiter fleißig in die Pedale und schaute was passierte.
Das Rad meisterte alle gebotenen Hindernisse souverän. Der 35mm breite Conti-Reifen bietet eine gute Voraussetzung um sowohl schnell als auch kontrolliert unwegsames Gelände zu meistern. Mir flog die ganze Zeit fleißig der Schlamm ins Gesicht und Spritze am meine Rückseite … aber das Rad hielt durch. Auch den Bremsen machte die Dreckattacke nichts aus. Hier liegt meiner Meinung nach ein großer Vorteil der Cantibremsen gegenüber der üblichen Rennradbremsen, da sich nicht so klein und filigran gebaut sind, sodass der Dreck zwar hängen bleibt, aber die Bremse nicht beeinträchtigt.
Irgendwann fand ich den Weg zurück auf die Strasse und machte mich auf den Heimweg. Während der Fahrt streikte leider meine mobile Dokumentationseinheit zur Aufnahme von Fotos. Darum kann ich an dieser Stelle nur auf die Bilder verweisen, die ich im Anschluss an die Tour vom Rad gemacht habe:
Nach der Schmutzparade wurde ordentlich geputzt. Dabei offenbarte sich, was auf dem letzten Bild ansatzweise zu erkennen ist: Hinter dem Tretlager befindet sich am Rahmen eine Aussparung mit den Befestigungsösen für ein Schutzblech. Dieser Bereich ist komplett zugeschlammt! Bei längeren Ausritten im schlammigen Terrain könnte das problematisch werden. Je nach verwendetem Reinigungsgerät lässt sich der Rest aber problemlos säubern.
Was bleibt unterm Strich nach den ersten Testfahrten?
Insgesamt bin ich bis jetzt sehr zufrieden mit dem Rad. Das Caadx rollt schnell und präzise auf der Strasse und lässt seinen Fahrer auch in Schlamm und Dreck, abseits des Asphalts, nicht im Strich. Mein ersehnter Wunsch, mit dem Rennrad durchs Gelände jagen zu können, wird durch dieses Rad möglich. Für den Weg zur Arbeit lassen sich schnell und einfach Beleuchtung, Gepäckträger und/oder Schutzbleche montieren, weshalb ich das Caadx als Arbeitstier auf dem Weg zum Job und zugleich als Trainingsgerät guten Gewissens empfehlen kann.
Ausblick:
Das Caadx ist insgesamt schon leichter, als mein letztes Rennrad. Trotzdem bin ich bestrebt, für den sportlichen Einsatz auf der Strasse das Gewicht noch etwas zu drücken. Geplant ist ein 2. Setup für das Rad, dass noch sportlicher ausgerichtet ist und hoffentlich auch ein paar 100g Gewicht einspart. Ob und wie mir das gelingt, präsentiere ich euch demnächst.
Wenn euch noch weitere Details zum Rad interessieren sollten, oder ihr eine konkrete Frage zu dem Gefährt habt, dann melde euch einfach. Ich werde gern versuchen es für die kommenden Berichte zu berücksichtigen oder ich melde mich individuell zurück.
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Hallo,
hast Du auch Bilder von dem Rad mit Schutzblechen und Gepäckträger?
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