Aufbauprojekt: e*thirteen TRS Race Kassette
Die Funktionsteile am MTB Antrieb haben in den letzten Jahren diverse Veränderungen erfahren. SRAM hat den Umwerfer bereits komplett beerdigt. Auch bei Shimano Antriebssträngen sind zumindest 3-fach Antriebe praktisch gar nicht mehr zu finden. Der Blick, vor allem bei Einfachantrieben, wandert verstärkt in Richtung Kassette. Hier wiederum gehören 11 Gänge mittlerweile zum guten Ton, vereinzelt werden noch 10-fach Kassetten verbaut und 12-fach wird von einem eher erlauchten Kreis von Bikern gefahren. Wenn die Kurbel nur ein Kettenblatt besitzt ist die Wahl der passenden Kassette von zunehmender Bedeutung. Verschiedene Komponentenhersteller liefern einzelne Ritzel, Kassettenteile oder ganze Kassetten um vor allem annehmbare Klettergänge auch für Einfachantriebe zugänglich zu machen. Unsere Testmuster-Kassette aus dem Hause e*thirteen soll sowohl besagte Klettergänge als auch Vollgasritzel enthalten.
Wir beleuchten die TRS Race Kassette in Bezug auf die technischen Eckdaten, sowie in Bezug auf die Performance im Praxistest.
Das große Ganze
Wir nutzen die e*thirteen TRS Race Kassette an unserem diesjährigen Stanton Sherpa Stahlhardtail Projektbike. Schwerpunktmäßig nutzen wir das Bike für den Trail-Einsatz, wobei künftig auch Einsätze im Marathon-Wettkampf geplant sind. Aktuell sammeln wir darum fleißig Höhen- und Tiefenmeter mit dem Bike auf wechselndem Terrain, sodass auch der Antrieb entsprechend gefordert ist. Vor allem für den geplanten Wettkampfeinsatz ist eine große Bandbreite wünschenswert um einerseits richtig Vollgas geben zu können und gleichzeitig klettertaugliche Gänge für steile Rampen parat zu haben. Ebenso ist zumindest mit einem Auge der Blick aufs Gewicht bei einem Wettkampfrad sinnvoll. Darum zunächst der Blick aufs Datenblatt.
Äußere und innere Werte (technische Eckdaten)
Beginnen wir gleich mit der Zahl der Zahlen: 511%. Mit diesem Wert wird die Bandbreite der TRS Race Kassette angegeben und stellt somit gleichzeitig ein absolutes Alleinstellungsmerkmal heraus: So viel Bandbreite bietet bis dato keine andere Kassette! Selbst die SRAM eagle Kassette mit 12 Gängen besitzt „nur“ 500%. Doch was bedeutet dieser Wert eigentlich? Ganz profan gesagt, ist bei einer Kassette mit großer Bandbreite der Unterschied zwischen dem kleinsten und dem größten Ritzel sehr groß. Somit sind sowohl kleine Ritzel mit viel Widerstand, als auch große Ritzel mit wenig Widerstand vorhanden. Ich kann mit einer solchen Kassette also richtig Gas geben und gleichzeitig habe ich leichte Gänge um auch steile Rampen meistern zu können. Die Ritzelabstufung von 9 – 46 Ritzeln ermöglicht diesen maximalen Bandbreitenwert. Andere Hersteller haben maximal ein 10 Zähne Ritzel zu bieten und auch wenn dort die großen Ritzel z.B. 48 Zähne (Hope) oder sogar 50 Zähne (SRAM eagle) besitzen ergibt dies rechnerisch eben „nur“ 480% bzw. 500% Bandbreite. Der große Vorteil der e*thirteen Kassette ist also in jedem Fall das Ritzel mit 9 Zähnen, der Vollgasgang. Inwiefern dieser Gang praxistauglich ist und ob gleichzeitig auch das Klettern mit dem 46er Ritzel erträglich ist, erfahrt ihr im Praxisteil.
Mir persönlich stellte sich bei dieser Bandbreite noch die Frage, wie sinnvoll die Gangsprünge zwischen den einzelnen Ritzeln verteilt sind. Aus meinen 1x10fach-Antriebstagen erinnere ich mich noch, dass 4 Zähne Unterschied bei benachbarten Ritzeln an der falschen Stelle der Kassette den gleichmäßigen Tritt stark beeinflussen können. Ein Blick auf die TRS Race Kassette zeigt, dass bei e*thirteen sogar bis zu 7 Zähne Unterschied sind:
9-10-12-14-17-20-24-28-33-39-46 Zähne
Bei der Betrachtung der Abstufung fällt auf, dass die großen Gangsprünge eher im oberen Drittel der Kassette zu finden sind. Welchen Effekt dies auf die Praxis hat, klären wir gleich.
Nicht nur bei der Bandbreite sondern auch beim Gewicht spielt die TRS Race ganz vorn mit. Laut e*thirteen wiegt die Kassette 287 g. Unsere eigene Messung hat 290 g ergeben, was absolut im Rahmen einer vertretbaren Toleranz liegt. Die 3 großen Ritzel sind dabei aus Aluminium, die 8 kleineren aus Stahl gefertigt.
Montage
Über die Montage haben wir bereits ausführlich in unserem Aufbaupost berichtet. Kurz zusammengefasst sei hierzu erwähnt, dass alle notwendigen Teile in der Verpackung vorhanden sind und man als zusätzliches Werkzeug für die Montage lediglich eine Kettenpeitsche benötigt. Ebenso wollen wir nochmal die beigelegte Montageanleitung positiv herausstellen. Die Montage ist etwas untypsich, allerdings mit Hilfe der passenden Werkzeuge und der beiliegenden Anleitung kein Problem.
Performance
In der Praxis kann eine Kassette schwer isoliert von den übrigen Antriebsteilen betrachtet werden. Wir testen die TRS Race Kassette aktuell in Verbindung mit einer b.o.r. germany XM 557 Kurbel mit 36er Kettenblatt, Box One Schaltwerk und Schalthebel sowie einer SRAM PC X1 Kette.
Neben der „black is beautiful“ Optik liefert die Kassette aktuell eine reibungslose Performance. Die Schaltvorgänge gehen sauber über die Bühne und es gibt keine unbeabsichtigten Kettenabwürfe, kein Haken und kein Rattern. Die Unterschiede zwischen den benachbarten Ritzeln sind sinnvoll gewählt, sodass im unteren Teil der Kassette eher kleine Unterschiede von 1-3 Zähnen zu finden sind und die großen Gangsprünge von 4 Zähnen und mehr in der oberen Hälfte der Kassette. Mir persönlich kommt das sehr entgegen. Wenn ich beschleunigen will, sind kleine Gangsprünge angenehm um kontinuierlich die Geschwindigkeit steigern zu können. Beim Klettern hingegen bin ich für jeden leichteren Gang dankbar und freue mich wenn es beim Schalten deutlich leichter wird. Darum sind hier die größeren Gangsprünge auch total in Ordnung und für mich sinnvoll positioniert. Auch der Schaltperformance tun die größeren Sprünge keinen Abbruch. Lediglich der Wechsel vom 39er auf das 46er Ritzel ist unter Last eine gemeine Übung und somit eine größere Herausforderung. Allerdings wäre es auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Rechtzeitig durchkurbeln und dann schalten und schon geht auch dieser Wechsel reibungslos von Statten. Um das kleinste Ritzel mit 9 Zähnen ansteuern zu können, muss es schon ordentlich zügig zur Sache gehen. In Verbindung mit dem 36er Kettenblatt vorn wird es hier erst bei ca. 45 km/h bergab spaßig. Die großen Ritzel möchte ich auf keinen Fall missen und habe mit ihnen schon Rampen mit 20% Steigung und mehr gut bewältigen können.
Fazit
Die TRS Race Kassette an unserem Testrad begleitet uns zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung schon gut 200 Kilometer mit 2500 Höhenmetern.
Bisher haben wir keine Verschleißerscheinungen feststellen können. Auch die Performance ist uneingeschränkt super. 369,-€ (UVP) muss man aktuell für die e*13 Kassette auf den Tisch legen. Dafür bekommt man den aktuellen Bandbreitenkönig mit sinnvollen Gangabstufungen, hervorragender Performance bei konkurrenzfähigem Gewicht. Preislich rangiert die UVP der Kassette aktuell auf dem Niveau einer SRAM eagle (Straßenpreis), was in Bezug auf die Bandbreite absolut nachvollziehbar ist. Wer die Superlative dieser Kassette nicht braucht bekommt die vergleichbare trs+ Kassette mit einer Abstufung von 9-44 Zähnen bereits für 289,-€.
Die Performance der Kassette hat uns bisher uneingeschränkt überzeugt. Die maximale Bandbreite ermöglicht ein sinnvolles Spektrum von Vollgasabfahrt bis Klettertour. Auch die Gangübergänge sind sehr gut angeordnet sodass große Gangsprünge eher zwischen den großen Ritzeln zu finden sind. Wenn es schnell zur Sache geht können die Gänge somit kleinschrittig für eine stetige Beschleunigung gewechselt werden, während die Gänge beim Klettern zum Glück bei jedem Schaltvorgang deutlich leichter werden. Zudem harmoniert die Kassette wunderbar mit den übrigen Antriebskomponenten. Wer diese positiven Eigenschaften selbst fahren möchte, muss für eine 11fach Kassette allerdings verhältnismäßig tief in die Tasche greifen. Aus unserer Sicht und zum jetzigen Teststand lohnt sich die Investition absolut. Wir werden weiter fleißig Kilometer sammeln um im Langzeittest ergänzend noch genauere Aussagen zum Verschließ machen zu können.
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