R.Marx | On 25. Juni 2017

Schaltwerk und -hebel vom Antriebsnewcomer im MTB Bereich Box Components, den (Bandbreiten)könig von e*thirteen in Form der TRS race Kassette und auch bei der Kurbel unseres Aufbauprojektes haben wir keine halben Sachen gemacht und ein ganz besonders feines Stück Aluminium aus dem Hause b.o.r. germany zur Verfügung gestellt bekommen. Meisterliche Leichtbaukunst ohne die Verwendung von „Plaste“ (carbon) in Verbindung mit einem individuellen Kurbeldesign. Und alles mit dem Qualitätsprädikat „Made in Germany“. Entsprechend groß war die Freude als uns das Testmuster der XM 557 Kurbelgarnitur inklusive 36er Kettenblatt und Innenlager erreichte. Doch alles was an Gewicht gespart wird kann dadurch fragiler und weniger belastbar werden, so die Theorie. Ob das auch für die b.o.r. Germany Teile zutrifft wollten wir gern herausfinden und haben die Komponenten nicht geschont. Wie sich die Kurbel und das Innenlager bisher im Praxistest geschlagen haben erfahrt ihr im Anschluss an die taktisch-technischen Daten.

Optik

Beim Auspacken der b.o.r. Kurbel fiel neben dem fantastischen Gewicht ein weiterer Aspekt buchstäblich ins Auge: Das schlichte technische Design. Kein Schnick-Schnack, klare Kanten und Linien und überwiegend große Flächen kennzeichnen das Äußere der Kurbel. Die Rückseiten der Kurbelarme sind ausgefräst um Gewicht zu sparen. Auch sonst vermittelt die Kurbel den Eindruck von „Reduktion auf das Wesentliche“ und passt somit optisch perfekt zu unserem Projektbike.

Technische Daten

Die b.o.r. Germany Kurbeln bieten eine große Vielfalt für verschiedenste Ansprüche. Das „Smart Drivetrain Concept“ ermöglicht die Zusammenstellung verschiedener Kurbelvarianten (MTB, Fatbike 170, Fatbike 190) mit insgesamt 9 verschiedenen Kurbelsternen und 30 verschiedenen Kettenblättern. Ebenso ist das Konzept Powermeter-Ready, sodass Kurbelsterne mit integriertem Leistungsmesser verbaut werden können. Damit die Kurbel optisch auch ins individuelle Farbkonzept passt bietet b.o.r. für die hauseigenen Kurbelsterne fünf verschiedene Farben an (schwarz, rot, blau, grün und orange).

Im Portfolio befinden sich Kurbeln für 1fach-, 2fach und 3fach-Antriebe. Entsprechend der Körpergröße und der persönlichen Vorlieben bietet b.o.r. vier verschiedene Kurbelarmlängen an  (175 mm, 172,5 mm, 170 mm, 165 mm).

Das „Smooth Narrow Wide“ Zahndesign der Kettenblätter erlaubt den Einsatz für 10fach-, 11fach- und 12fach-Antriebe. Die einzelnen Zähne der CNC-gefrästen Kettenblätter werden in Antriebsrichtung leicht gerundet um chain sucks zu vermeiden.

Das „Direct Bold“ Wechselsystem ermöglicht einen zügigen Wechsel einer Vielzahl verschiedener Kettenblattgrößen mit 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40 Zähnen, sowie ovale Kettenblätter mit 32, 34, 36, und 38 Zähnen.

In Verbindung mit den vielfältigen Krubelvarianten stehen ingesamt 8 verschiedene Innenlagersets nach dem „Smart Spindle Design“ zur Verfügung, die speziell für die Verwendung von b.o.r. und Tune-Kurbeln entwickelt wurden und den Einbau in 11 verschiedene Tretlagervarianten ermöglichen.

Nicht nur in Sachen Optik und Kompatibilität macht die Kurbel eine gute Figur, auch auf der Waage spielt sie ganz vorn mit. Unser Testmuster der XM 557 Kurbel mit 175 mm Kurbelarmlänge und einem 36er Kettenblatt bringt tatsächlich nur 546 g auf die Waage. Das dazu passende Innenlager bringt ebenso federleichte 89 g Kampfgewicht mit. Möglich wird das geringe Kurbelgewicht durch die Verwendung von 7022er, 7010er und 7051er Leicht-Aluminium. Alle Teile der Kurbel werden komplett CNC gefräst.

Performance

Bevor wir mit der Kurbel richtig Gas geben konnten, mussten die Antriebsteile zunächst am Stanton Sherpa Rahmen verbaut werden. Das dies problemlos möglich war haben wir bereits in unserem Aufbaupost vorgestellt und wie die Bilder zeigen, Kurbel und 36er Kettenblatt passen perfekt. Für den praktischen Einsatz mussten im Anschluss lediglich noch die Pedale (Ritchey Paradigm V5)  montiert werden und dann konnte es auch schon loslegen.

Bereits auf den ersten Testkilometern fiel auf wie „leichtfüßig“ sich die Fortbewegung gestaltete. Das geringe Gewicht und der ebenso minimale Widerstand vom Innenlager ließen uns von Beginn an ordentlich beschleunigen.

Je anspruchsvoller die Ausfahrten vom Gelände und den äußeren Rahmenbedingungen her wurden, umso gespannter waren wir wie sich die Innenlager-Kurbel-Kombi schlägt. Der eindeutige Hinweis auf dem Inneren der Kurbelarme „Not for Downhill and Enduro“ weckte in uns die Neugier und wir wollten wissen wie weit wir tatsächlich mit der Kurbel gehen können. Nein wir haben es nicht im Bikepark darauf angelegt, aber zumindest anspruchsvolle und verblockte Trails musste die Kurbel schon überstehen. In erster Linie konnten wir feststellen, dass die Kette permanent atombombeneinschlagsicher auf dem Kettenblatt saß. Und das trotz der geringen Kettenspannung aufgrund des Box One Schaltwerkes. Die Kette hatte im ruppigen Gelände viel Luft und Bewegungsfreiheit und trotzdem haben wir im gesamten Testzeitraum bis jetzt keinen Kettenabwurf zu beklagen. Kurbelaufsetzer oder dergleichen gab es bisher noch nicht zu verzeichnen.

Bei dem geringen Gewicht und den ausgefrästen Kurbelarmen beschäftigte uns noch, ob die Kurbel vielleicht dadurch einen größeren Flex aufweist als andere Kurbeln. Diese Befürchtung bestätigte sich nicht. Ein minimaler Flex ist bei allen Kurbeln zu verzeichnen und die b.o.r. Kurbel bewegt sich hier nicht mehr als beispielsweise eine SRAM X01 carbon Kurbel oder eine Race Face Chester, die wir als Referenzen mal „gedrückt“ haben.

Lediglich eine abartige Schlammschlacht während einer kleinen Abenteuer-Ausfahrt hat dazu geführt, dass die Kurbel danach schrie einmal demontiert und samt Innenlager gereinigt zu werden. Abgesehen davon funktionierte und läuft alles bisher im wahrsten Sinne des Wortes: reibungslos.

Fazit

Wenn man einen Vertreter für die Champions League in Punkto MTB-Kurbeln benennen müsste, würde meine Wahl mit Sicherheit auf die b.o.r. XM 557 fallen. Herausragendes Gewicht, wundervolle Optik, uneingeschränkt überzeugende Performance und das alles „Made in Germany“. Das zu Beginn etwas furchteinflößende 36er Kettenblatt ist ein absoluter Geschwindigkeitsgarant. Durch das minimale Gewicht bleiben trotzdem noch genug Körner um auch steile Rampen mit der Kurbel angehen zu können. Diese Qualität hat natürlich ihren Preis. 479,- € (UVP) kostet die XM 557 X1 Kurbel in unserer Ausführung. Hinzu kommen 65,90 € (UVP) für das 47,5 g leichte 36er Kettenblatt sowie 85,00 € (UVP) für das 89 g leichte Innenlager. Ganz klar kein Pappenstil, aber wer in der Champions League mitspielen will braucht auch ein gewisses Budget. Aus unserer Sicht bekommt man bei b.o.r. germany allerdings auch ordentlich was für sein Geld. Bei Kurbel und Innenlager passt einfach alles zusammen und wir sind gespannt ob sich der durchweg positive Eindruck auch im Langzeittest bestätigen wird.