C.Prase | On 10. Januar 2017

3D Druck ist eine geile Sache, denn er macht quasi jeden Biker auf Wunsch zum Produktdesigner. So ist auch die designtoride hängOn Kettenführung entstanden. Der Zugriff auf diese Technik ist dabei über Dienstleister vergleichsweise einfach und heutige Entwicklungsabteilungen in der Bikeindustrie kommen fast nicht mehr ohne 3D Druck aus. Doch kann das Material dem harten Mountainbike-Einsatz standhalten? Das war genau die Frage die mich dazu gebracht hat eben jene Kettenführung für die Session 2016 an unser Dauertestbike Canyon Spectral CF zu schrauben, um die dort verbaute e-thirteen Kettenführung abzulösen.

Die Details

Die hängOn wird individuell für jeden einzelnen Rahmen und die daran verbaute Kettenblattgröße konstruiert. Sie ist also nicht variabel einsetzbar. Wer das Kettenblatt öfter mal wechselt, braucht also für jede Kettenblattgröße eine eigene hängOn Kettenführung. Erhältlich ist die hängOn dabei für Kettenblätter mit 28 bis hin zu 40 Zähnen. Grundvorraussetzung für die Montage ist eine Low Direct S2 oder S3 Aufnahme am Rahmen. Die Führung wird schlussendlich aus Polyamid im 3D Druckverfahren hergestellt und mittels der beiden im Lieferumfang enthaltenen Schrauben passgenau ans Bike geschraubt.

Für Ästheten die sich dem „Color-Matching“ verschrieben haben gibt es die hängOn in den Farben schwarz, rot, orange, blau, lime und lila. Wir sind sie an unserem Canyon Spectral CF mit einem Kettenblatt mit 32 Zähnen in der Farbe schwarz gefahren.

Praxis und Verschleiß

Das Wichtigste vorweg: Die Kette hat nicht einmal ihren Platz verlassen und das, obwohl wir das Bike genauso hart rangenommen haben, wie mit der serienmäßig montierten e-thirteen Kettenführung. Auch die paar Stürze, die wir letztes Jahr verzeichnen konnten, haben der Kettenführung nichts anhaben können. Ich muss ja gestehen, dass ich dem kleinen Bauteil aus dem 3D-Drucker da nicht wirklich viel zugetraut habe. Aber am Ende hat die hängOn genau das gemacht was eine Kettenführung tun soll – nicht mehr, nicht weniger.

Auf den ersten Blick gibt es auch keine äußeren Beschädigungen an der Kettenführung. Doch schaut man sich die Innenseite genauer an, zeigt sich, dass die hängOn ordentlich arbeiten musste um den ein oder anderen Schlenker der Kette abzufangen. Ins Material haben sich dabei leichte Rillen der Kettenglieder eingeschliffen, welche aber bis heute keinen Einfluss auf die Funktion haben. Über die Dauer zeigt sich also, dass sich das Material mit der Zeit und der Härte des Einsatzes leicht abnutzt. Und auch wenn uns nicht einmal die Kette gerissen ist, sollte erwähnt werden, dass man die Kette auch problemlos mit montierter hängOn wechseln kann.

Fazit

Die möglicherweise kleinste und mit 12 g (Führung und Schrauben) vielleicht leichteste Kettenführung des Marktes ist also wie ein Maßanzug für das Bike und erfüllt wohl die meisten Anforderungen von Bikern, die sich im Bereich XC, Trail und All-Mountain bewegen. Für ein Downhill-, Enduro als auch Freeride-Einsatz ist die hängOn sicher nichts – dieser Fakt sollte klar sein.

Das Produkt aus dem 3D-Drucker schlägt mit 40,95 € zzgl. Versandkosten zu Buche. Das ist für ein so kleines Kunststoffteil sicherlich kein Schnäppchen, das kann man nicht leugnen. Aber wer ein Faible für Spezialteile hat die dazu noch wenig wiegen, der wird hier fündig und muss dafür auch nicht auf Funktion verzichten. Einzig die beschränkte Flexibilität aufgrund der individuellen Anpassung an Rahmengeometrie und Kettenblattgröße sollte man nicht vergessen!