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TomTom Bandit im Test

TomTom Bandit im Test

Actioncams gibt es wie Sand am Meer. Konkurrenz belebt bekanntlich den Markt, kann jedoch auch schnell Hersteller verdrängen. Selbst der Weltmarktführer GoPro scheint nun an seine Grenzen zu stoßen und kommt wirtschaftlich gesehen ins straucheln. Genau hier kommt mit der TomTom Bandit eine neue 4K Actioncam um die Ecke. Für TomTom ist der Outdoor-Bereich zwar kein Neuland, Actioncams aber schon. Was die neue TomTom Bandit (TomTom Homepage) so alles drauf hat lest ihr im folgenden Bericht.

Das Gehäuse

Im ersten Moment erinnert die Bandit sehr stark an die Actioncams von Contour – wer sich an die noch erinnert. Der Aufbau ist also eher langgezogen wie eine Zigarre. Das bringt im Vergleich zur GoPro-Kastenform Vor- aber auch Nachteile mit sich, auf die wir später eingehen werden. Die Befestigung der Kamera wird auf der Unterseite mit einer drehbaren Plattform samt Klick-Mechanismus ermöglicht. Die Kamera ist dadurch um 180° Grad um ihrer Längsachse drehbar und das ohne sie von der Halterung zu lösen. Im Grunde also eine Hardware-Version einer gängigen Softwarefunktion: das Kamerabild kann bereits durch die Rotation des Gehäuses auf der Halterung gedreht werden. Zum anderen ermöglich das aber auch kreative Blickwinkel für Filmemacher. Die Größe der Bandit fällt leider nicht gerade kompakt aus, was man auch am Gewicht merkt – 190 g sind kein Leichtgewicht. Eine GoPro Hero 4 Black Edition zum Vergleich wiegt inkl. Gehäuse nur 152 g. Im Fall der Bandit kommt das Gewicht aber nicht einmal hauptsächlich vom großen 1900 mAh Akku. Schon der Kamera-Body ist vergleichsweise schwer. Das Mehr an Gewicht geht im Hinblick auf die zu erwartende Laufzeit aber gerade noch in Ordnung, da man sich ja wiederum die Zusatzakkus spart. Optisch bietet die Kamera eine F2,4 Blende bei einer Brennweite von 3,1 mm. Als Marktnovum unter den bekannteren Herstellern verwendet TomTom einen 16 Megapixel Sensor. Was der zu leisten im Stande ist, werden wir im Bildvergleich aufzeigen. Die Bedienung der Bandit erfolgt über ein Steuerkreuz, eine Start und eine Stopptaste. Dabei ist die Starttaste während der Aufnahme auch gleichzeitig ein Highlight-Button, den man bei Bedarf kurz drückt, um den entsprechenden Abschnitt für die Nachbearbeitung zu markieren. Das Display auf der Kameraoberseite ist locker doppelt so groß wie das kleine Menüdisplay auf der Vorderseite einer GoPro, hervorragend ablesbar und gut platziert. Direkt drumherum befindet sich das Steuerkreuz. Die Starttaste ist an der Rückseite der Kamera angebracht. Der Stoppknopf liegt dagegen am vorderen Ende der Kamera direkt über der Linse.

Per WLAN Funkverbindung lässt sich die Bandit mit dem Smartphone koppeln. Aber auch für den Datenaustausch mit einem Computer benötigt man nicht zwingend ein Kabel. Denn ist mal kein MicroSD Slot vorhanden, dann lässt sich der Akku auch als USB Stick nutzen. Über diesen Weg wird der Akku zudem geladen. Sehr clever! Des Weiteren verfügt die Kamera über ein GPS Modul für Geschwindigkeits- und Höhendaten und kann per Bluetooth Smart mit Herzfrequenzmessern und anderen Sensoren verbunden werden.

Zum Lieferumfang der von uns getesteten TomTom Bandit gehörten ein paar Klebepads (gerade), zwei GoPro Adapter, ein uncooles Ziegenbärtchen als Windschutz für das Mikrofon und ein Rohradapter.

UPDATE:

Regulär gibt es die Bandit in zwei Ausstattungslinien: Adventure Pack und Bike Pack. Diese enthalten folgendes Zubehör. Im Adventure Pack sind eine Rucksackhalterung, eine Unterwasserlinse, eine Standardhalterung (geklebt; fach und gewölbt), ein Adapter für GoPro-Halterungen, ein Anti-Rotations-Clip und ein Mikrofon-Windschutz enthalten. Das Bike Pack verfügt über eine flexible Lenker-/ Rohrhalterung, eine Halterung für Helme mit Lüftungsschlitzen, Standardhalterungen (geklebt; fach und gewölbt), eine Unterwasserlinse, eine Fernbedienung, ein Adapter für GoPro-Halterungen, ein Anti-Rotations-Clip und ein Mikrofon-Windschutz.

Innere Werte

Für die Zahlenfetischisten unter den Lesern haben wir in nachfolgender Tabelle einmal die wichtigsten Technischen Daten zusammengetragen und mit eigenen Messungen (Laufzeit) ergänzt.

Video 4K 15 fps
2,7K 30 fps
1080p 30 fps
1080p 60 fps
720p 60 fps
720p 120 fps
Slow Motion 1080p X2
720p X4
WVGA x 6
Zeitraffer4K 30 fps
4K 15 fps
1080p 30 fps
1080p 15 fps
Auto, 1Sek., 1/5 Sek., 1/10 Sek., 1/15 Sek., 1/30 Sek., 1/60 Sek.
FotoEinzelbild: 16 MP
Serienbild: 10/S
Kontinuierlich: 16 MP, 1 Sek., 1/5 Sek., 1/10 Sek., 1/15 Sek., 1/30 Sek., 1/60 Sek.
VerbindungenBluetooth Smart
Wi-Fi
USB 3.0
GehäuseschutzIPX7
AbmessungenDisplay: 22 x 25 mm
Gewicht: 190 g
Abmessungen: 94 x 38 x 52 mm

Praxiseinsatz und Erfahrungen

Auf dem Weg zur ersten Aufnahme ist dann erst einmal Umdenken nötig. Denn aufgrund des fehlenden Zubehörs seitens TomTom ist im Auslieferungszustand keine Montage vor der Brust möglich. Auch die Montage unter dem Visier eines Fullface Helmes ist nicht möglich. Für Biker bleibt  letztendlich nur die Montage seitlich am, oder oben auf dem Helm und per Rohrhalter am Bike selbst. Das alles bezieht sich aber nur auf die TomTom eigenen Montagemöglichkeiten. Dank des beiliegenden Adapters zur üblichen GoPro Halterung ergeben sich aber zumindest ein paar weitere Möglichkeiten. So ist dann zum Glück auch eine Brustmontage möglich, den entsprechenden Chesty Gurt von GoPro vorausgesetzt. Leider sind die Klebepads, die man üblicherweise für den Helm nutzt, bei unserem Testmuster nur in gerader und nicht in gekrümmter Ausführung enthalten. Dadurch braucht es am Helm eine absolut ebene Fläche um das Pad vernünftig zu befestigen. Das findet man aber eher selten. Also ist man am Ende auch hier auf die deutlich besseren GoPro Pads angewiesen. Obwohl der Ansatz mit der drehbaren Halterung seitens TomTom echt genial ist, kann das restliche Equipment hier nicht  ganz mithalten. Einen Fauxpas leistet sich die drehbare Halterung dann aber doch, denn sie besitzt keine exakte 0 Grad Arretierung. Das bedeutet, dass die Kamera über die Halterung je nach Montageoption beim besten Willen nicht perfekt senkrecht / waagerecht ausgerichtet werden kann. Und leider schwächelt auch der Rohrhalter, zumindest unserer war mit bloßer Handkraft nicht verdrehsicher zu befestigen, es brauchte zu jeder Zeit einen Inbusschlüssel.

Ist die Kamera dann mal angeschaltet, hier ist die nicht so optimale Haptik der Power/Highlight-Taste und besonders des Stopknopfes zu erwähnen, gelangt man in das übersichtliche und klar strukturierte Menü. Durch das Menü navigiert man mittels Steuerkreuz, das sich, im Unterschied zu den anderen Tasten, auch mit Handschuhen ganz passabel bedienen lässt. Es ist vor allem einfach gehalten und versteckte Profi-Settings gibt es nicht, die die meisten wahrscheinlich auch nie nutzen würden. Besonders gefallen hat uns die zu jeder Zeit sehr gute Ablesbarkeit des Displays, welches glücklicherweise auch angenehm groß ist.

Die Einbindung der Bandit App (für Android sowie iOS) gehört bei den aktuellen Modellen am Markt schon zum guten Ton, doch schwankt die Qualität der Umsetzung doch merklich. TomTom leistet sich hier keine Schwächen und bietet ein solides Softwarebundle aus einem fast verzögerungsfreien Live View, Zugriff auf die Mediathek und der Möglichkeit direkt in der App einen kleinen Film zurechtzuschneiden. Natürlich hat man auch Zugriff auf alle Einstellungen der Kamera. Gut gelöst ist das Verbinden der Kamera, denn im WLAN-Modus werden grundsätzlich WLAN SSID und Passwort im Display der Kamera angezeigt. Setzt man während der Aufnahme mit der Kamera Highlights, so werden diese Marker innerhalb der App in der Timeline dargestellt. Im Nachhinein lassen sich dann hierüber auch noch neue hinzufügen. Social Media Fetischisten haben dann auch noch die Möglichkeit Bilder und Videos zu bearbeiten / schneiden und direkt aus der App heraus auf Facebook, Instagram oder Youtube zu teilen.

Ich will an dieser Stelle noch nicht zu viel zur Bildqualität der Kamera erzählen, die zerlegen wir im nächsten Kapitel. Was wir aber schon sagen können ist eines: Das Mikrofon reicht bei weitem nicht an die Bildleistung der TomTom Bandit ran. Das liegt aber nicht daran, dass das Mikrofon technisch schlecht wäre und eine unbrauchbare Qualität hat. Es kann sich hören lassen, solange man die Kamera nicht draußen benutzt oder gar Wind im Spiel ist. Die Halterung der Kamera klappert so stark, dass Aufnahmen am Bike in Aktion für die Katz sind. Unser Lifehack für anständige Tonaufnahmen ohne Geklapper ermöglicht dies dann doch und bestand daraus, zwischen Halterung und Kamera ein Stück Fahrradschlauch zu fummeln. Das hat hier geholfen und ist schnell erledigt. Sollte aber auch nur der Hauch eines Lüftchens gehen, sollte man der TomTom Bandit unbedingt ihr Ziegenbärtchen verpassen. Dann wird der Sound zwar etwas dumpfer aber immerhin hat man dann eine einigermaßen brauchbare Tonaufnahme vorliegen. Der Grund für das ganze Dilemma liegt darin, dass die Bandit nur eine Mikrofonöffnung hat und diese an der Front direkt unter der Linse sitzt. Andere Hersteller nutzen hier zwei oder mehr Mikrofone um Störgeräusche filtern zu können.

Akku und Bildqualität

Kommen wir zu dem was eine gute Kamera ausmacht. Die besten Apps und Tools bringen nichts, wenn die Bildqualität die 5 Minuten nicht Wert sind einen Clip für YouTube daraus zu basteln. Hier enttäuscht die TomTom Bandit nicht. Der 16 Megapixel Sensor macht einen guten Job. Was im direkten Vergleich auffällt ist die ausgewogene Farbbalance, vor allem was Weißtöne angeht. Auch scheint die TomTom bezüglich der internen Nachbearbeitung bzw. Komprimierung der Aufnahmen eher ein Minimalprogramm zu fahren. Man könnte sagen die Aufnahmen kommen fast etwas blass rüber. Übertriebene Kontraste, wie sie teilweise die Garmin Virb XE liefert, sucht man bei der Bandit vergebens. Für die Nachbearbeitung ist das allerdings eine solide Ausgangsbasis. Bei den Konkurrenten braucht man dafür Profimenüs, die die direkte Nachbearbeitung der Kamera verhindern. Die Schärfe der Videoaufnahmen ist gut und kann hier durchaus mit der einer GoPro mithalten. Auffällig ist zudem die Neigung zur Vignettierung, also der Abdunkelung in den Randbereichen. Ebenfalls ist anzumerken, das die Optik mit chromatischen Aberrationen (Farbsäumen) im Randbereich zu kämpfen hat, welche sich ca. auf dem Niveau der GoPro 3 Black Edition bewegen.

Seine Stärken spielt der Sensor aber dann bei den Fotos aus. Denn die TomTom Bandit hat nicht nur ein paar Megapixel mehr als die anderen Actioncams, sondern zeigt auch hier deutlich weniger Anzeichen für eine starke Nachbearbeitung. Zoomt man in die Bilder rein könnte es direkt zur Glaubensfrage kommen, welche Kamera (siehe Vergleichsbilder) die besseren Bilder macht. Daher nachfolgend unser Testvideo und ein paar Bilder!

Ein Feuerwerk lässt TomTom beim Akku abbrennen, denn mit einer Laufzeit von über 3 h bei konstanter Aufnahme in 1080p mit 30 fps setzt die Bandit Maßstäbe! Garmin und GoPro können hier getrost einpacken. Rein rechnerisch ist der Akku dann auch in ca. 2 h wieder voll – eine USB Buchse mit 1 A Ladestrom vorausgesetzt..

Ein kurzer Blick auf die App und Software

Eine App und eine PC/Mac Software gehören ja nun zum festen Featurepaket solcher Kameras. Aber gerade bei diesem Thema klaffen zwischen den Modellen am Markt riesen Lücken. Die Verbindung mit der App läuft problemlos und auch das Arbeitstempo der App ist gut. Das Anschauen der Fotos in der Mediathek geht zügig von der Hand und auch Videos werden ansprechend schnell geladen. Will man das Smartphone als Previewmonitor verwenden ist die minimale Verzögerung positiv anzumerken. Auch der Zugriff auf sämtliche Einstellungen der Kamera ist gut gelöst.

Die sich noch in der Betaphase befindliche Software haben wir auf einem Mac getestet. Diese konnte aber bei weitem nicht den positiven Eindruck der App fortführen. Zum Anschauen der Videos und Fotos mag sie noch brauchbar sein, wenn es aber darum geht aus seinem Material ein Video zu schneiden fällt schnell auf, dass das Konzept mit den per GPS gesetzten Highlights nur bedingt funktioniert. Nicht nur das man für simpelste Dinge (Highlights setzen und löschen) zwischen mehreren Menüs hin und her springen muss, auch ist das Schnittprogramm nur darauf ausgelegt eben jene Highlight-Schnippsel zu verwerten. Wenn diese dann dicht an dicht in einem Film kommen kann es auch schon mal sein, dass man ein und die selbe Stelle mehrfach sieht. Wenn man das dann ausbügeln will, fällt auf wie bescheiden man die Highlights innnerhalb eines Videos bearbeiten kann, da man auch keinen Timecode hat nach dem man sie ausrichten könnte. Zumal sich Bilder auch nicht einbauen lassen. Unterm Strich bleibt hier nur eines: Wer auch nur ansatzweise kleine Videos für Youtube etc. basteln will, sollte sich eine andere Software besorgen. Als sinnvollstes Feature bleibt da noch das exportieren der GPS Daten aus den Videos bzw. das Einbauen der GPS Daten als Overlay in ein Video. Die Nutzbarkeit der GPS Daten kommt hier bei Weitem nicht an den Umfang der Garmin Virb XE ran.

Fazit

Einen Schlussstrich unter die TomTom Bandit zu ziehen ist nicht einfach. Objektiv betrachtet kann man sagen, dass TomTom auf dem richtigen Weg ist, was die reinen technischen Aspekte angeht. Der Bildsensor ist bis auf die Farbsäume an den Rändern tadellos. Die Bandit überflutet den Nutzer nicht mit möglichen Profi-Settings, die er im Grunde vielleicht nie benutzen würde. Sie liefert einfach Out-Of-The-Box ein ansprechendes Bild. Schade ist dahingegen das „Abklappern“ des Mikros und dessen Windanfälligkeit, welche man nur mit ein paar kleinen Tricks in den Griff bekommt. Den Mangel an Befestigungsmöglichkeiten kontert TomTom mit der GoPro Kompatibilität. Die App zur Kamera kann glänzen und der PC/Mac Software muss man ihre Schwächen zwar ankreiden, kann diese allerdings aufgrund des Beta Status verzeihen – hier muss TomTom noch viel Hand anlegen. Das von uns getestet Adventure Pack der TomTom Bandit schlägt mit 299 € zu buche. Die optionale Bike Pack Version mit Helm-, Rohrhalterung und Remote ist ab 349 € zu haben. Damit liegt sie nur knapp unter den aktuellen Straßenpreisen der GoPro Hero 4 Silver und der Garmin Virb XE. Gegen die hat sie es wahrlich nicht leicht, da diese das rundere Paket bieten können. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung der Bandit – das Potenzial ist da.

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