[Unterwegs] BIKEFestival Willingen 2014
Auch dieses Jahr waren wir für euch auf dem Bike Festival in Willingen unterwegs, um die Neuigkeiten der Saison persönlich unter die Lupe zu nehmen und uns einen ersten Eindruck verschaffen zu können. Wir wollen euch hier keine endlos langen technischen Raffinessen erklären, sondern mit möglichst viel neuem Bildmaterial und den wichtigsten Infos versorgen.
Wie im vergangenen Jahr sorgte auch dieses Mal das Wetter für die ein oder andere Überraschung. Von sonnig-warm bis hin zu regnerisch-kalt waren so ziemlich alle Wetterlagen vertreten.
Das Festival wurde dabei von einer Diebstahlserie überschattet. Insgesamt 27 Bikes wurden laut Polizei in den drei Tagen gestohlen, wobei die Diebe äußerst dreist vor gingen. Die meisten Bikes wurden von Auto-Fahrradträgern gestohlen. Allerdings wurden auch die Bikehersteller nicht verschont. Mit gefälschten tschechischen Ausweisen wurden u.a. Marin und Radon Bikes um hochwertige Bikes erleichtert.
Das größte Opfer musste aber wohl eine Nacktschnecke bringen, welche als Blinder Passagier den Ritt in einem XT-Umwerfer scheinbar nicht in einem Stück überlebt hat.
Canyon Strive CF
Während Canyon seine neueste Kreation Anfang Juni im französischen Elsass offiziell der Presse vorstellte, hatten Endkunden in Willingen erstmals die Möglichkeit das neue Canyon Strive CF mit dem sogenannten „Shapeshifter“ System zu betrachten. Dabei handelt es sich um eine vom Lenker aus bedienbare Federwegs- und Geometrieverstellung. Die Canyon Konstrukteure installierten dazu einen kleinen hydraulisch angesteuerten Zylinder in der Wippe, welcher auf Knopfdruck den Federweg im Heck von 160 mm auf 130 mm reduziert und gleichzeitig Lenk- und Sitzwinkel um 1,5° steiler und das Tretlager 20 mm höher kommen lässt. Desweiteren bietet Canyon bei dem Strive CF zwei verschiedene Geometrien an. So soll jeder Kunde das perfekt passende Bike finden.
Das macht das Bike unserer Meinung nach zu einem der interessantesten Bikes der kommenden Saison! Eine Testfahrt war leider noch nicht möglich. Dafür konnten wir in Erfahrung bringen, dass es das Strive CF auch als Frameset geben wird und eine Aluminium Variante in Planung ist. Vielleicht sehen wir diese ja bereits Ende August auf der Eurobike? 😉
Der ebenfalls im Elsass vorgestellte Ergon BE1 Enduro-Rucksack war leider nicht in Willingen zu begutachten.
Felt Compulsion
Ein weiteres sehr interessantes Bike hat Felt in Form ihres neuen 27,5″ Enduros „Compulsion“ mit 160 mm Federweg an Front und Heck gezeigt. Neben dem schicken Blau sticht besonders das hauseigene Equilink-System am Hinterbau ins Auge, welches die Antriebsneutralität verbessern soll. Außerdem dürfte das große Hinterbaugelenk über der Hinterradachse für den ein oder anderen neugierigen Blick sorgen.
Die kompakte Geometrie und der 66° flache Lenkwinkel lassen vermuten, dass es sich bei dem Compulsion um einen eher agilen und wendigen Trailboliden handeln dürfte.
Devinci Spartan
Ein weiteres 27,5″ Enduro hatten die Jungs von Shocker Distribution dabei: das neue Devinci Spartan, welches mit 160 mm Federweg an der Front und 165 mm am Heck die Trails unsicher machen will. Im Gegensatz zu Canyon setzt man bei Devinci auf einen Aluminium Hauptrahmen, welcher in Kanada gefertigt wird und einem Carbon Hinterbau (Fertigung in Taiwan). Die Geometrie lässt sich auf Wunsch auch am Spartan ändern. Hier in Form eines Flip-Chips an der Sitzstrebe, mit dessen Hilfe sich Lenk- und Sitzwinkel um 0,6° verstellen lassen.
Das Spartan wird es ab August in drei Ausstattungsvarianten und vier Rahmengrößen geben. Den Einstieg macht das Modell „XP“ mit einer Deore 2-fach Ausstattung bei einem Gewicht von ca. 14,97kg und einem Preis von 3729€. „RC“ nennt sich das mittlere Modell, welches mit einem SLX Antrieb, Sram S1400 2-fach Kurbel, DT Swiss Spline E1900 Laufrädern und einem Gewicht von 14,5kg für 4229€ zu haben sein wird. Das Topmodell „RR“ kommt hingegen mit dem 1-fach Antrieb XO1 von Sram und DT Swiss E1700 Laufrädern, einem Gewicht von 13,6kg und einem Preis von 6299€. Für alle die sich ihr Bike lieber selbst aufbauen, dürfte wohl das Frameset für 2099€ inkl. Rock Shox Monarch Plus RC3 Dämpfer interessant sein.
Formula RO/R1 Race Team-Bremse
Am Bike von Tibor Simai entdeckten wir eine bis dato noch nicht gesehene Kombination aus einem Formula RO Sattel und dem neuen R1 Racing Hebel/Gebergehäuse, welcher sich jedoch unter einem RO Label verstecken wollte. Die gezeigte Kombination wird es so nicht in Serie geben. Auch die Farbe wird vorerst nicht käuflich zu erwerben sein. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine spezielle Variante für Formula Teamfahrer.
Bemendo alltool
Abseits des Eventgeländes erblickten wir ein zugegebener Maßen etwas provisorisch wirkendes Ständchen, welches jedoch mit einem ganz und gar nicht provisorisch wirkenden Multitool aufwartete. Bei dem Bemendo alltool handelt es sich um ein in der Sattelstütze zu verstauendes Tool in Stabform. In dem schmalen Stäbchen ist so ziemlich alles enthalten, was man im Notfall fern ab von jeglicher Werkstatt braucht: Reifenheber, CO2 Kartusche, selbstklebende Flicken, Kettennieter und ein Tool mit diversen Bits.
Das Werkzeug macht einen sehr soliden Eindruck, soll dabei aber gerade einmal 367g auf die Waage bringen. Gehalten wird es mit Hilfe von unterschiedlich dicken Gummiringen in Sattelstützen ab einem Innendurchmesser von 22,5 mm.
Shimano XTR Di2
Die wohl interessanteste Neuigkeit zeigte Shimano. Im Jahr 2015 hält bei den Japanern die Elektronik im MTB Bereich Einzug. Als Technologieträgerin wird zuerst die XTR Gruppe mit Stellmotoren ausgestattet. Eine mechanische Variante wird parallel dazu aber auch noch erhältlich sein.
Ich war nach der Vorstellung der XTR Di2 zugegebener Maßen sehr skeptisch, ob der Schritt Sinn macht und Shimano nicht versucht dem Konkurrenten Sram verzweifelt etwas entgegen zu setzen. Die Möglichkeit die neue XTR Gruppe in einem 3×11 Setup aufzubauen halte ich zwar immer noch äußerst fragwürdig, da man schon bei einem 3×10 Antrieb ziemlich viele Gänge in der Praxis (aufgrund des Kettenschräglaufes) nicht nutzen kann, konnte mich in Willingen aber bei einer Probefahrt von den Vorteilen der elektrischen Variante überzeugen lassen.
Das Schaltgefühl ist in der Tat unglaublich präzise und geht sehr schnell vonstatten. Der Akku war bei dem abgebildeten Testrad in der Sattelstütze integriert. Im Vergleich zur mechanischen Variante gibt es am Lenker zwei Unterschiede zu erblicken. So fällt zum einen direkt das Display auf. Dieses informiert den Piloten über den aktuellen Schaltmodus, den eingelegten Gang, Akkustand und ggf Zusatzinformationen von anderen elektrischen Systemen am Bike, wie z.B. dem neuen Fox iCTD System.
Zum anderen weisen die Shifter keine klassischen Hebel mehr auf, sondern Knöpfe, welche die Schaltbefehle entgegen nehmen. Drückt man den Knopf einmal kurz, wird wie gewohnt ein Gang geschaltet. Hält man den Knopf jedoch gedrückt, werden alle Gänge bis zum kleinsten/größten Ritzel durchgeschaltet! Dies stellt meiner Meinung nach den ersten Vorteil der elektronischen Variante dar!
Der Umwerfer ist neuerdings nicht mehr auf einen Shifter angewiesen. Hier kommen die beiden angesprochenen Schaltmodi zum Einsatz. Diese übernehmen quasi die Funktion des linken Shifters und machen diesen überflüssig, indem sie dem Umwerfer den Schaltbefehl geben. Dabei kann man die beiden Schaltzeitpunkte/Modi auf Wunsch individuell programmieren. Während der der Umwerfer vorne die Kette auf das gewünschte Kettenblatt befördert, macht das Schaltwerk hinten gleichzeitig eine Ausgleichsschaltung, um einen zu großen Schaltsprung zu vermeiden! Hier liegt für mich der eigentliche Vorteil des Systems!
Die montierten Kettenblätter entsprechen natürlich nicht der Serie!
So sieht für mich das ideale XTR Di2 Setup aus: Ein 2×11 Antrieb, der äußerst schnell und präzise (auf Wunsch auch alle Gänge auf einmal) schaltet, während der Umwerfer automatisch seine Arbeit verrichtet und ich am Lenker z.B. den Reverb-Hebel anstelle des Shifters montieren kann… Das klingt doch extrem vielversprechend oder?
Evoc Photo Scout
Evoc hatte seinen neuen Rucksack für Hobby Fotografen dabei, den Photo Scout. Dieser weißt ein Volumen von 18 Litern auf. Dabei macht das Fotofach 60% des Rucksackes aus und ist sowohl von der Rückseite als auch von der Seite zugänglich. Neben einklettbaren Trennwänden sind auch kleine Fächer für Speicherkarten vorhanden. Die restlichen 40% nehmen Verpflegung, eine Jacke o.ä. auf. Eine 2L Trinkblase lässt sich in einem Seitenfach verstauen, eine Brille in dem aufgesetzten gepolsterten Brillenfach. Anpassen lässt sich der Photo Scout über einen gewohnt breiten Hüftgurt, Brustgurt und Schultergurte mit Lastenkontrollriemen. Darüber hinaus bietet der Rucksack an der Front ein kleines Täschchen, indem die Beine eines Statives ihren Platz finden. Daneben gibt es auch zwei Lastenschlaufen für Wander- oder Skistöcke und eine in einem Bodenfach versteckte Regenhülle.
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