C.Prase | On 7. März 2014

Als bekannt wurde, dass SRAM das Zahndesign seiner XX1 Kettenblätter an andere Dritthersteller lizenziert, ja ich gebe zu, da haben meine Augen geleuchtet. Aber es war nur kurz, denn wie dem ein oder anderen bekannt ist, haben schon letztes Jahr viele Parts-Hersteller damit angefangen das System von SRAM auch ohne Lizenz aufzugreifen, so auch Raceface. Die original Kettenblätter werden zwar langsam bezahlbar, doch ohne sündhaft teure SRAM Kurbel mit 76 oder 94 mm Lochkreis bringt einem das gar nichts. Ich fahre überwiegend auf dem mittleren Blatt meiner Shimano XT Kurbel, und da kam mir der Gedanke den überflüssigen Ballast einfach mal abzuwerfen. Zwar ist das im Downhillbereich schon länger normal, mir war es jedoch ein wichtiges Anliegen auf eine Kettenführung für mein All Mountain Bike verzichten zu können – auch etwas aus ästhetischen Gründen.

Zum anderen wollte ich auch die Machbarkeit testen. Denn SRAM verbaut ja eine mächtige 10-42er Kassette. Bei ersten Tests mit meiner 3fach Kurbel bin ich aber auch steilere Rampen mit einer 1:1 Übersetzung hochgekommen. Braucht es wirklich noch ein 42er Ritzel, wie sie ja von vielen Herstellern zu bekommen sind, oder reicht nicht auch eine Standard 11-36er oder gar 11-32er Kassette?

Mein Umbau ist denkbar einfach. Statt mir eine teure SRAM Ausstattung zu besorgen, gehe ich den immer populärer werdenden Weg das Vorhandene günstig zu tunen. Daher besteht meine Partsliste letztlich nur aus zwei Teilen. Einem RaceFace Single Narrow-Wide 32T Kettenblatt und passenden kurzen Kettenblattschrauben.

Der Um- oder eher Rückbau:

Der erste Teil besteht erst einmal darin, an dem Bike die ganzen überflüssig gewordenen Parts abzubauen. Weg kommen der vordere Shifter, der Zug zum Umwerfer und der Umwerfer selbst. Je nach Bike kann es sich hier lohnen alles als Einheit abzubauen, also ohne das Entfernen des Zuges. So kann später, sollte man es doch mal brauchen, ohne große Fummelei alles wieder montiert werden. Und natürlich muss die Kurbel runter um die serienmäßig verbauten Blätter zu demontieren. Alles in allem entpuppt sich diese Abspeckkur bei mir als äußerst erfolgreich. Ganze 477 g bringen die alten Teile auf die Waage. Das neue Raceface Kettenblatt mit Aluschrauben kommt dagegen nur auf 43 g, bleiben also immer noch 434 g die ich am Bike spare. Dafür geben manche hunderte von Euro aus.

Die Praxis:

Ich muss zugeben, meine Skepsis war mangels Kondition so früh im Jahr sehr groß. Also ging der erste Test auch gleich mal zu einem der wenigen „Berge“ die das Leipziger Land so bietet. Die dortigen Anstiege bin ich trotz der kleinen 11-32er Kassette mit Schnaufen hochgekommen. Alles was steiler ist als diese Stücke, würde ich im Zweifel auf längere Zeit eh schieben.  Das ging für mich vollkommen in Ordnung. Hinten raus komme ich mit der maximalen Übersetzung auf Geschwindigkeiten um die 20 km/h – für ein Tourenfully meiner Meinung nach vollkommen ausreichend. Fürs Erste war ich also erleichtert. Was folgte war jedoch pure Freude.

Ich hätte nicht gedacht dass es sich so entspannt mit nur 10 Gängen fährt. Wozu braucht man 30 Gänge? Sicher, man ist mit 10 Gängen beschränkter, wenn man genau überlegt und man sich die Schaltung auf seinen Einsatzzweck anpasst wird man wohl aber mit 90 % aller Situationen fertig. Und warum sollte man für einen Bruchteil seiner Zeit extra Gewicht und Technik mit sich rumschleppen. Die andere gute Seite dieses Umbaus war das mögliche Rearrangement meines Cockpits. Nun hat auch der Hebel meiner Reverb Stütze einen passablen Platz gefunden.

Ein anderes Thema ist das Abspringen der Kette. Im Laufe meiner Testkilometer  hatte ich nicht einen Kettenabsprung und das obwohl ich die Kette ungekürzt übernommen habe. Wer in ruppigerem Gelände unterwegs ist kann, um auf Nummer sicher zu gehen, eine Kettenführung verbauen.  Ich werde es vorerst nicht tun.

Fazit:

Nach einer höhenverstellbaren Sattelstütze und der Rock Shox Pike kann ich die 60 € die dieser Umbau gekostet hat, nur jedem ans Herz legen. Man spart eine Menge Gewicht und Technik und das zum kleinen Preis. Wenn man vorher mit seinem Antrieb die richtige Kettenblattgröße eruiert, wird man die fehlenden Gänge nur sehr selten vermissen. Auch wenn 1×10 oder 1×11 Antriebe manchmal als alltagsuntauglich beschildert werden, und nur geeignet für durchtrainierte Leute, so kann ich dem nicht beipflichten. Wenn man es schlau wählt ist dieser Antrieb für jeden was, sei es der Touren- oder Trailbiker, als auch der Racer.