Wenn man nicht schwimmen kann, liegt´s an der Badehose! Projekt Race-Bike die 1.!
Das Jahr 2013 war insgesamt eher durchwachsen für mich: Gefühlt das halbe Jahr Regen, erst auf der Zielgeraden der Lehrerausbildung und nun im Job viel zu tun und somit wenig Zeit für die netten kleinen Annehmlichkeiten, wie das Biken. Trotz allem wollte ich im vergangenen Jahr unbedingt bei einem Bikemarathon an den Start gehen. Diesen Wunsch erfüllte ich mir schließlich am 3. Oktober beim Adelsberger Bike Marathon, ich habe bereits kurz darüber berichtet. Doch wie schon angedeutet, war ich mit meinem Endergebnis nicht zufrieden. Mal abgesehen von der Platzierung, die mir insgesamt ziemlich wurscht war, da ich selbst sowieso nicht beieinflussen kann, wer da so an den Start geht. ABER wenn die eigene persönlich angestrebte Zielzeit nicht erreicht wird, oder sogar in astronomischen Ausmaßen verfehlt wird, nagt das am Ego des Jungmarathonisti. Und was kommt einem da gelegener als … eine gute Rechtfertigung für das persönliche Verfehlen des Ziels. Und am naheliegendsten schien mir mein Versagen, auf das verwendete Material zu schieben.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch hoffnungsvoll getönt, dass mein neues Bike, das Cannondale Trigger, mit seinem variablen Fahrwerk bestimmt auch Marathonambitionen habe. Nunja, angekommen bin ich immerhin auf dem Rücken des Bikes. Aber wirkliche Fahrfreude wollte sich bei mir über weite Strecken um den Chemnitzer Adelsberg nicht einstellen. Bergab war alles tutti completto in Ordnung. Sattelstütze runter, Federweg auf Maximum und Feuer frei. Blöd nur, dass ein wesentlicher Teil des Marathons natürlich auch bergauf und im relativ ebenen Gelände zu absolvieren war und das natürlich auf Geschwindigkeit, um die gesetzte Zielzeit zu schaffen! In diesen Passagen kam ich mir insgesamt sehr träge vor. Die 14,5 kg Kampfgewicht des Bikes haben diesen Eindruck noch verstärkt, zumal ich mir umringt von Kohlefaser-Racern und mikroskopisch kleinen Klickpedalen zugegeben etwas deplaziert mit meinem robusten Boliden vorkam. Die einzig logische Schlussfolgerung daraus konnte nur lauten: Wenn ich auch zukünftig derartigen Veranstaltungen beiwohnen möchte, brauche ich ein anderes Bike, damit ich nicht wieder demoralisiert weitere Blogeinträge wie diesen verfassen muss.
Eine glückliche Fügung des Schicksals, führte mich dann noch im vergangenen Jahr zur Basis meines angestrebten Race-Bike-Projektes und lies die Motivation wieder in die Höhe schnellen. Ein nahezu ungenutztes Gebrauchtbike welchselte zu einem guten Kurs den Besitzer zu meinen Gunsten, da der Ernstnutzer dringend Geld brauchte. Darum wurde der Rennstall durch ein 29er Cube LTD erweitert. Der große Vorteil an dem Rad war, dass ich es sofort fahren konnte und Stück für Stück, wie es meine Zeit und natürlich mein Budget erlaubte, die angestrebten Umbauten vornehmen konnte. Während der Planung des neuen Bikes konnte ich so schon eifrig Kilometer sammeln. Da der Cyclocrosser inzwischen schon auf dem Rollentrainer verweilte und das Fully ja auch nicht für jede Witterung und jedes Terrain sinnvoll ist, war es zudem als wunderbares Winterbike gedacht. Ein minimaler Nachteil: Es war RIIIIIIIESIG! Mit großen 29er Schlappen und einer Rahmenhöhe von 23″ war es eine absolute Hardtail-Giraffe für meine 1,85m und es wurde recht eng im Schritt, wenn ich drüber stand.
Aber insgesamt war ich positiv überrascht. Die Schaltung mit Deore Schalthebel, SLX Umwerfer und XT Schaltwerk ist zwar nicht zu vergleichen, mit meiner x0/x9 Schaltung am Cannondale Trigger, aber inzwischen bin ich dabei die Zeigefingerschaltfunktion von Shimano wieder lieben zu lernen. Wenn es schnell gehen soll, ist das wesentlich funktionaler als die SRAM Shifter. Und auch wenn ich das knackige Schaltgefühl der SRAM Schaltung sehr schätze, werde ich am Hardtail eine höherwertige Shimanoschaltung anvisieren. Mit dem XT Schaltwerk und auch mit dem SLX Umwerfer ist das Rad schonmal gut ausgestattet gewesen, wobei mir allerdings der Sinn eher nach einem 2x10fach Antrieb stand.
Zur Grundausstattung des Cube Bikes gibt es neben dem nur so viel zu sagen: Die gruppenfreien Shimano-Hydraulik-Stopper packen, einmal eingebremst, erstaunlich herzhaft zu. Auch wenn es keine Einstellmöglichkeit am Hebel gibt und das gesamte System eher auf Grobmotorik ausgelegt zu sein scheint, bleibt man stehen, wenn man am Hebel zieht. Und das geht mitunter recht kräftig!
Ebenfalls nennenswert sind in meinen Augen die Rapid Rob Reifen von Schwalbe, die ich zuvor noch nicht im Gelände gefahren bin. Ich glaube dies ist der erste Reifen, den ich nach nur einer Probefahrt von der Felge gezogen habe, weil es einfach unmöglich war, damit vernünftig zu fahren. Diesen Reifen kann man meiner Meinung nach definitiv nur auf Asphalt oder nach wochenlanger Dürre im Gelände fahren. Sobald es leicht feucht oder gar nass ist, rutscht das Bike auf den Reifen wie ein SuperMarioKart auf einer Bananenschale. Dementsprechend wurden die „Robs“ zeitnah gegen Contis 2.2er Mountainking vorn und 2.2er X-King hinten getauscht, beides jeweils in der Protection-Variante. Da ich nun mit dem Hardtail eher die Cross-Country-Schiene bedienen kann, wird das Trigger Fully wieder für etwas gröberes Gelände umgerüstet, denn ursprünglich waren ja die Continental Reifen für das Cannondale Bike gedacht.
Im Anschluss an den Reifenwechsel folgten weitere kleine Detailveränderungen. Taube Hände nach den ersten Kilometern und ein zu schmaler Sattel haben mich dazu motiviert, diesmal auf Ergon Parts zu setzen und diese auszuprobieren. Sattel und Griffe wurden dementsprechend getauscht und bereits für gut befunden. Am Lenker befinden sich nun die ergonomischen GX1 Leichtbaugriffe und unter meinem Hintern habe ich den SM3-Pro in der Mediumvariante als Sitzfläche montiert. Zu den Griffen kann ich bereits sagen, dass diese sehr angenehm in der Hand liegen. Allerdings sind mir auch hier nach mehrstündigen Fahrten die Hände eingeschlafen. Entweder lag es an den Temperaturen um den Gefrierpunkt, oder eben doch an den Griffen, dass mich das Gefühl aus den Händen verließ. Vielleicht habe ich auch noch nicht den richten Winkel für die Griffe am Lenker gefunden. Der Sattel ist zwar einerseits sehr hart, kommt mir persönlich jedoch sehr entgegen und sitzt sich bereits schmerz- und problemfrei. Ich bin sogar fast geneigt zu sagen, dass dies der beste Sattel ist, den ich je unter meinem Hintern hatte, aber um mich zu derartigen Aussagen hinreißen zu lassen, sind noch ein paar mehr Testkilometer notwendig. Einzig das Gewicht wollte mir kein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die mit 132g angepriesenen Griffe schlagen tatsächlich mit 141g zu Buche. Der Sattel wiegt moderate 249g. Aufgrund des gesteigerten Komforts werde ich die Teile auf jeden Fall weiterfahren. Die wenigen Gramm Abweichung sollte ich dann doch noch ohne größeren Aufwand fortbewegen können. Als Bindeglied zwischen Schuh und Kurbel, fungiert inzwischen das PD-M 780 Klick-Pedal von Shimano. Das Klickpedal ist schlank, mit beidseitiger Bindung für SPD Systeme und dank der CroMo Achse liegt das Gesamtgewicht exakt bei 340g.
Eine sportliche Kehlkopfentzündung im Dezember des vergangenen Jahres bescherte mir dann gezwungener Maßen die Muse, mich nach einem passenden Rahmen umzuschauen. Carbon, Alu oder gar Stahl schienen als Material möglich. Letztendlich gewann eine Farbe und ein mir sehr zusagendes Preis-Leistungsverhältnis. Dementsprechend bildet die Grundlage für das neue Bike ein Niner EMD Rahmen in Größe L in der zuckersüßen Farbe rootbeer-red(!!!). EMD steht bezeichnender Weise für „eat my dust“, eine eindeutigere Kampfansage auf einem Rahmen kann man glaube ich händlerseits nicht finden! Hoffentlich erfüllt das angestrebte Endprodukt dann auch meine Erwartungen. Die 1850g Rahmengewicht inkusive Steuersatz lassen den Namen zumindest schonmal nicht als leere Worthülse stehen, wobei hier gewichtstechnisch sicher noch einige Reserven vorhanden sind. Diese werde ich nun versuchen Stück für Stück mit weiteren Umbauten auszuschöpfen, ohne dabei meinen finanziellen Ruin herbeizuführen oder einen Mittelklassewagen produieren zu wollen.
Mit dem Jahreswechsel kamen dann auch neue Anbauteile und jetzt steht der Bock! Für das neue Rad habe ich eine gebrauchte Magura MT2 Bremse zu einem guten Kurs erstehen können. Während das hintere System schon von Beginn an ordentlich Biss hatte, musste ich die Vorderbremse einmal entlüften und habe ihr zudem neue Beläge spendiert. Jetzt kann ich mit dem Wissen um die Bremsleistung der Stopper auch ohne Angstschweiß auf der Stirn Gas geben. In Punkto Antrieb hat eine 2fach SLX Kurbel mit 24/38er Übersetzung den Zuschlag bekommen sowie ein SLX Schalthebelset, beides jeweils aus Gebrauchtteilebörsen im W(undervollen)W(eiten)W(arenhaus). Als Sattelstütze hält gegenwärtig die originale Cannondalestütze meines Cyclocrossers her, beim Umwerfer habe ich mich für einen neuen XT Umwerfer entschieden. Gabel, Laufräder inkl. Kassette, Vorbau und Lenker habe ich erstmal vom Cube LTD übernommen, damit der Hobel zumindest fahrbereit ist.
Die ersten kleinen Runden konnte ich inzwischen auch schon mit der neuen Komposition drehen und ich bin schon recht zufrieden mit dem ersten Zwischenergebnis. Die Geometrie auf dem L Rahmen fällt selbstredend wesentlich sportlicher aus, als auf dem monströsen 23″ Cube Rad. Auf dem Steuersatz ruht im Moment noch ein kleiner Aussichtsturm an Spacern, da die Gabel noch ungekürzt ist. Somit kann ich noch mit der Höhe des Vorbaus experimentieren. Der Antrieb bestehend aus SLX- und XT- Komponenten leistet zuverlässig seinen Dienst und bildet im Moment den perfekten Preis-Performance-Koeffizienten. Das Gesamtgewicht hat mit 12,7kg auf jeden Fall noch umfangreiche Reserven. So wird beispielsweise noch ein Nachfolger für die Recon Silver Gabel gesucht, die mit über 2 Kilo Gewicht ein echter Brocken an der Front des Bikes darstellt. Dabei wetteifern gegenwärtig verschiedene Versionen der RockShox Reba- und Sid-Gabeln um die Nachfolge. Aufgrund des 1 1/8″ Steurrohres ist die Auswahl hier leider schon etwas begrenzt, da die Mehrzahl der aktuellen Gabeln für tapered Steuerrohre ausgelegt sind. Mit dem Wechsel der Gabel werden langfristig auch noch leichtere Laufräder gesucht oder gar speziell für das Bike gebaut werden. Geplant ist eine Steckachsenvariante vorn, um die Steifigkeit noch zu erhöhen. Für einen besseren Überblick habe ich mit der hauseigenen Küchen- und einer Kofferwaage einen Großteil der Teile nachgewogen, um bei eventuellen Neuerungen oder beim Teiletausch keine Adipositas am Rad zu erzeugen. Es dürfte insgesamt lieber noch ein bisschen abgespeckt werden.
Bauteil | Bezeichnung | Gewicht |
---|---|---|
Rahmen | Niner EMD9 Gr L rootbeer red | 1850g |
Laufräder (Nabe, Felge, Centerlockadapter) | SLX HB-M675 und FH-M675/Alex Rims RFR ZX24/ Shimano SM-RTAD10 | 2181g (LRS komplett inkl. Kassette |
Gabel | Rock Shox Recon Silver TK Air 29er, 100mm | 2050g |
Kurbel | Shimano SLX FC-M675 2fach | 744g |
Innenlager | XT/SLX SM-BB70 | 92g |
Schaltwerk | XT langer Käfig | 240g |
Umwerfer | XT FD-M785 2fach | 132g |
Schalthebel | SLX 2/3x10 SL-M670 | 250g |
Kette | XT CN-HG95 | 261g |
Lenker | Easton RFR Flat Race Bar | 223g |
Vorbau | Easton EA30 | 166g |
Griffe | Ergon GX 1 | 141g |
Reifen | MK II/ X King Protect. 2.2 | 1320g |
Bremsen | MT 2 Set mit 180mm Scheibe | 730g |
Sattel | Ergon SL3 Pro | 250g |
Sattelstütze | Cannondale C3 | 267g |
Pedale | XT PD-M780 | 340g |
Flaschenhalter | Blackburn Sideroller Set (mit Schrauben) | 106g |
Züge, Außenhüllen etc. ohne Gewichtsangabe | ||
Gesamtgewicht | 12,7kg |
Was ich mir schließlich im Detail noch ans Rad baue und welche Erfahrungen ich damit im Gelände mache, gibt es demnächst natürlich wieder hier zu lesen.
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Hallo, schöner Artikel! Eine Frage hätte ich zur Reifenwahl. Du legst doch viel Wert auf Gewicht. Wieso dann die Conti Protection Variante? Wäre Schwalbe oder Conti Racesport nicht eine einfache Möglichkeit Gewicht ohne größere Einbußen zu sparen?
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