BrakeForceOne 2014 – done right!
Im Sommer 2013 fand unsere erste Begegnung mit BrakeForceOne statt und zurück blieb ein doch eher gemischtes Gefühl. Die hebelweitenabhängige Leistung und das geringe Gewicht konnten zwar überzeugen, doch wurden auch Nutzungseinschränkungen mangels Kraft und Standfestigkeit deutlich. Für das 2014er Modell wurde viel überarbeitet, was wir zum Anlass nahmen Runde 2 einzuläuten.
Wer sich zum Vergleich unseren vorangegangen Artikel zur BrakeForceOne 2013 durchlesen will, der kann das hier tun: BrakeForceOne – Weg statt Kraft. Dort findet ihr auch tiefgreifende technische Informationen zur Bremse.
Was ist neu?
Auffällig ist vor allem, dass man sich in der neuen Generation von jeglichen Kunststoffteilen losgesagt hat. Das ehemals per Composite Compound – Spritzguss Verfahren hergestellte Hebelgehäuse wurde durch ein Alugehäuse ersetzt. Hinzu kommt, dass das Gehäuse erheblich kleiner geworden ist. Die Neuentwicklung des Hebels bringt auch einen organischen Look mit sich, der in der Art einzigartig ist. Als würde sich der Geberzylinder mit Muskeln und Fasern um den Lenker spannen. Vorbei ist das nicht ganz von der Hand zu weisende Gefühl einen Plastikhebel in der Hand zu haben, denn auch der neue Ein-Finger-Hebel besteht aus Aluminium. Auf Wunsch gibt’s auch wieder den Zwei-Finger-Hebel. Damit sind ebenso viele Probleme vom Tisch, die ich damals noch bemängelte. So zum Beispiel die sensiblen Kunststoffgewinde im Hebelgehäuse, welche sehr empfindlich waren und nur mit „SIE“ angesprochen werden wollten.
Funktional bleibt dagegen alles beim Alten. Neben einer Belageinstellschraube findet sich auch eine Hebelweiteneinstellung, die im neuen Modell werkzeugfrei per Alu-Rändelschraube einstellbar ist. Diese lässt sich jedoch nur umständlich erreichen und bedienen. Aber immerhin ist man nicht mehr auf einen Inbusschlüssel angewiesen. Die Einstellrädchen bieten zwar eine super Haptik und guten Grip, sind für meinen Geschmack jedoch etwas scharfkantig.
Auch der Bremssattel wurde von Kunststoffteilen bereinigt. So bestehen nun der Leitungsanschluss und die Kolbenverschlussschraube aus Aluminium. Ebenfalls fällt eine deutlich akkuratere Farbgebung auf. Lackierschatten, wie sie bei der ersten Bremse aus 2013 vorzufinden waren, sucht man nun vergebens.
In Summe kann man die Veränderungen allesamt nur gut heißen. Der Qualitätseindruck fällt besser aus, Verarbeitung und Gestaltung passen nun mehr zu einer Bremse dieser Preisklasse. Unterm Strich ist die Neue sogar leichter geworden. Hier wurde alles richtig gemacht!
Das Gesamtgewicht der 2014er BrakeForceOne mit 86 (VR) / 154 cm (HR) Leitungslänge, Schellen und Schrauben aber ohne Adapter und Scheibe: 387 g (HR: 200 g ; VR: 187 g)
Infos für den Kunden:
Im neuen Jahr wird es richtig bunt! Da nun wirklich alle Teile aus Alu sind, werden sich Elox Freunde wohlfühlen. Bremssattel, Hebel wie auch die Kappen am Bremssattel wird es in verschiedenen Farben geben. Darüber hinaus kann man sich nun seine Bremse schon fertig konfektioniert direkt bei BFO bestellen. Das Kürzen der Leitung und anschließendes Entlüften entfällt. Und auch wenn es schon bei der alten BFO mit Kunststoffhebel möglich war, so ist nun auch der neue Hebel offiziell kompatibel mit Magura’s hydraulischer Felgenbremse HS11 und HS33.
Die alles entscheidende Praxis:
Eingefahren habe ich die Bremse in heimischen Gefilden in und um Leipzig. Der Belastungstest fand dann im MSB-X-Trail Bikepark in Sankt Andreasberg statt. Da ich bei diesem Test auf meine alten und vor allem schon eingefahrenen BrakeForceOne Bremsscheiben setzten konnte, zeigte sich eine deutlich bessere Anfangsleistung als noch bei der 2013er Bremse. Das Einfahren der Beläge dauert aber immer noch etwas länger als bei anderen Herstellern. Neue Bremsscheiben brauchen einen langen Burn-In, sonst hat man wenig Freude an ihnen.
Der überarbeitete Ein-Finger-Hebel überzeugte diesmal mit einer verbesserten Ergonomie, so dass für mich der optionale Zwei-Finger-Hebel nicht mehr in Betracht kam. Etwas enttäuscht war ich neben der sonst tadellosen Verarbeitung der Bremse von der Verarbeitungsqualität des Hebels selbst. Die schmalen Stege im Griffbereich waren teilweise Scharfkantig und die Bohrungen schlecht entgratet. Den Hebel ohne Handschuhe zu fahren käme einem Ritt auf dem Reibeisen gleich. An dem Zwei-Finger-Hebel gibt es dagegen nichts auszusetzen.
In Sachen Leistung war ich sehr skeptisch. Für unseren Ausflug nach Sankt Andreasberg hatte ich sogar meine Shimano XT Bremse als Back Up Option eingepackt. Zu schlecht waren einfach meine damaligen Erfahrungen mit der 2013er BFO und ich wollte mir dann bei einem eventuellen Ausfall oder Problem einfach nicht den Tag versauen lassen. Doch meine Zweifel verflogen mit jedem Staubpartikel, das es von den Belägen runterrubbelte. Schon während der ersten Abfahrt war noch eine Leistungssteigerung durch das Einfahren des Systems zu spüren. Ich befand mich dann in der Position, endlich mal den Vorteil aus dem Leistungsüberschuss zu ziehen und konnte mir die Hebel nah an den Lenker holen – bei der Vorgängerbremse undenkbar. Die feine Modulation über den Hebelweg war trotzdem noch voll nutzbar, man musste aber gezwungenermaßen wiedermal in geringem Maße die Belagnachstellung missbrauchen. Nachdem mich die Bremse am Vormittag auf den Single Trails überzeugte, ging es am Nachmittag auf die DH-Strecken des MSB-X-Trail Parks. Doch selbst dort konnte ich die Bremse trotz absichtlichem Schleifenlassen und wiederholt hartem Abbremsen nicht an ihre Grenzen bringen. Das alles gab der Standfestigkeit keinen Abbruch und auch in der Auslaufzone am Lift war der Biss noch vorhanden. In Sachen Kraft und Standfestigkeit ist dies ein enormer Schritt nach vorn! Und das bei einem Systemgewicht jenseits der 100 kg und gerade einmal 387 g Bremsengewicht (ohne Scheiben und Adapter). Spürbar verbessert hat sich auch das Feedback der Bremse. Was bei älteren Modellen einige als schwammig beschrieben, fühlt sich nun definierter an und das anlegen der Beläge ist unverkennbar. Was jedoch immer noch etwas Übung verlangt ist das finden des Punktes an dem das Rad blockiert.
Damit hat die Bremse auf einen Schlag all meine Beanstandungen bezüglich Leistung und vor allem Standfestigkeit in Rauch aufgelöst und ist nun endlich das was sie schon zu Anfang sein sollte! Eine starke Bremse die nun auch für schwerere Fahrer kein Tabu mehr darstellt.
Service:
Bezogen auf den Service hat sich vor allem eines getan – der Kunststoff ist weg! Das Problem mit der Madenschraube am Hebelgehäuse ist nun endgültig vom Tisch. Das Befüllen und Entlüften ist damit entspannter. Damals mussten wir noch feststellen wie empfindlich das Gewinde ist. Das einzige was meiner Meinung nach aber immer noch wenig brauchbar ist, ist das von BFO vertriebene Bleeding Kit, hier vor allem die Spritzen. Jeder der die Bremse anständig warten will, sollte auf Avid oder ähnliche Spritzen mit einer Gummidichtung am Gewinde zurück greifen. Ebenso fehlt es immer noch an einem anständigen Bl
Fazit:
Fangen wir mit der schlechten Nachricht an: Die Bremse kostet immer noch 390 € das Stück, ohne Scheiben und Adapter. Dafür bekommt man nun das deutlich bessere und ausgereiftere Produkt. Man spürt deutlich wie die Bremse im Detail weiterentwickelt wurde. Durch den dankenswerten Materialwechsel zu 100% Aluminium macht die Bremse nun nicht nur optisch mehr her. Der Hebel wirkt nun stabiler, obwohl er filigraner und leichter ist. So kommen Grammfetischisten mit nur 387 g (VR: 187 g und HR: 200 g) voll auf ihre Kosten. Der für mich wichtigste Punkt ist jedoch die Leistung. Denn Leistung und Standfestigkeit entsprechen nun endlich dem, was ich von dieser Bremse erwartet habe. So kann ich nun auch ruhigen Gewissens sagen, dass die neue 2014er BrakeForceOne auch in steilem Gelände mit schwereren Fahrern klar kommt
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